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Sprachhandlungsplanung



Wie sollte es auch anders sein.

Wie jeden morgen schlürfe ich verschlafen, mit halb geöffneten Augen in die Küche.

Ein Knopf, ein Druck und das Glück tropft in meine Tasse.

Mein Kopf befindet sich noch in der Einbahnstraße,

der Stuhl bietet den nötigen Halt und der Tisch trägt die Tasse mit dem duftendem Kaffee.

 

Kaum erreichen meine Lippen die Tasse kommt ein klarer Einwand von hinten.

Es wird sich lautstark beschwert, geschimpft und gekratzt.

"Hopp", rufe ich und sie sitzt mir gegenüber.

Erwartungsvoll sieht sie mich an, als ob sie fragen würde: "Was ist denn jetzt? Wie geht es jetzt weiter?" "Hallo!"

Verschlafen blicke ich in die blauen Augen und eine tiefe Wärme wandert durch meinen Körper.

Mein Kopf ist nach dem Schluck Kaffee klarer und es sprudelt so aus mir heraus.

Mir fallen tausend Dinge ein, die ich zu erzählen habe und natürlich erkläre ich alles haarklein.

Meine Katze scheint begeistert zu sein, denn sie kratzt aufgeregt auf dem Tisch herum.

 


Nun geht es unter die Dusche und dann sehen wir weiter.

Das heiße Wasser belebt mich und ich lasse meinen Gedanken freien Lauf.

Ich erzähle der Duschbrause mein halbes Leben und singe ihr dazu noch ein gefühlvolles Lied.

Bisher hat mir noch nie jemand im Leben so lange am Stück zugehört.

Gerührt verlasse ich die Dusche und verabrede mich für den nächsten Tag.

Solch ein Erlebnisse möchte unbedingt wiederholt werden.



Was hat mein Singsang und Geplapper mit Essen zu tun?

Schaut euch das Bild an und lasst alles auf der Zunge zergehen.

Was nimmst du zuerst?

Was schmeckt dir am Besten?

Hast du eine Idee?

Gibt es ein Rezept?


Wenn es ein Rezept gibt:

  1. Wo fängst du an?
  2. Was brauchst Du?
  3. Wen brauchst Du?
  4. Hast Du einen Plan?
  5. Woher kommt der Plan?
  6. Wie erklärst Du dir dein Vorgehen?
  7. Wie schaffst Du dir einen Aufschluss?
  8. Was ist dein Ziel?
  9. Gibt es Druck?

"Ne lasst es gut sein, ich lasse das mit dem Kochen!"

Ich packe alle Zutaten in den Kühlschrank und fahre zu meinen Eltern.

Da gibt es Essen und alles ist gut."


Kinder sehen die Zutaten und ein Funke springt über.

Das mag ich, lasst uns essen, sofort.

Wenn Kinder erleben, das es Rezepte gibt, sind sie neugierig.

 

Das Kochen nach Anleitung, Schritt für Schritt bringt

  1. Klarheit,
  2. Orientierung,
  3. Struktur,
  4. Regelmäßigkeit,
  5. Halt,
  6. Transparenz,
  7. Unterstützung.

Tim und Lena kochen nach Rezept,
  • lesen laut vor,
  • sprechen nach,
  • sortieren,
  • blicken auf das Rezept,
  • beraten aktiv miteinander und
  • führen einen Abgleich und Vergleich durch.

Stimmen die Zutaten, das Gewicht, die Zusammenstellung, die Gewürze, die Temperatur?


Das Gespräch am Morgen mit meiner Katze diente nicht dem Zeitvertreib und nicht der Katzenunterhaltung.

Das Gespräch der Kinder mit mir über das Rezept und des Kochens galt nur bedingt der Unterhaltung.

Es galt der Klärung:
  1. eigener Befindlichkeiten
  2. derzeitiger Gegebenheiten und Umstände
  3. geplanter und ungeplanter Vorhaben
  4. Ideensuche zu Vorhaben, Situationen und Gegebenheiten
  5. Vorgehensweisen bezogen auf Zielvorhaben
  6. Abwägen von Reaktionen, Aktionen und Wirkungsweisen
  7. Überprüfen von eigenen Handlungsmustern und Vorgehensweisen
  8. Evaluation von bisherigen Verhaltensweisen, Mustern und Reaktionen
  9. Erfolgsaussicht
  10. Teilhabe, Unterstützungsanlass 
  11. Reaktion der Umwelt
  12. Das eigene Gefühl und die eigene Haltung dazu 

Die "Gedanken" sind das Erfassen von Beziehungen, Strukturen, Verbindungen und fordern unser Gehirn im höchsten Maße.

Um unseren Gedanken mehr Klarheit zu bieten und um uns selber besser zu verstehen, sprechen wir unsere Gedanken manchmal laut aus.

Wir sind vielleicht mit einer Katze zusammen, unter einer Dusche oder im Auto.

Wir verleihen unseren Gedanken einen "Ausdruck" und betonen hiermit unsere inneren gedanklichen und gefühlsmäßigen Vorgänge.

Dadurch nehmen wir unsere Gedanken nicht nur stumm, sondern auch deutlich auditiv mit unserem Gehör wahr.

Diese eigen gewünschte und umgesetzte Bedeutung hilft uns, innere Klarheit und bedeutungsvolle Struktur zu festigen.


Das innere Sprechen wird beim "Marburger Konzentrationstraining" in den Fokus der Aufmerksamkeit gestellt.

Man bekommt eine Aufgabe und geht Schritt für Schritt vor.

Dabei wir jeder Schritt deutlich "prozessorientiert sprachlich" begleitet.

Die Sprachhandlungsplanung geht einen Schritt weiter.

Vor der Handlung bespricht jeder seine Planung vorher durch.

Diese sprachliche Handlungsplanung führen alle Kinder beim Spielen durch.

Jedes Spiel wird mit Geräuschen hinterlegt.

Wenn die Feuerwehr kommt, ….

  • wird aufgeregt beschrieben, warum sie kommt,
  • wie sie kommt,
  • wann sie kommt,
  • welche Geräusche sie macht und
  • was jeder einzelne Feuerwehrmann macht,
  • wie es zum Erfolg kommt und
  • was dann noch so alles passiert.

Die Beschreibung in sprachlicher Form ähnelt einem Lexika in einer absoluten Präzession.

Kinder schaffen sich Bilder des täglichen Lebens und bilden diese Erlebnisse nach.

Neben dem Rollenspiel findet diese sprachliche Begleitung statt.

 


Wir wünschen uns sehr, dass unsere Kinder gut lernen, verstehen und aktiv sind.

Lasst unsere Kinder Vorgänge sprachlich begleiten.

Alle Handlungen des täglichen Lebens und jede Aktion und jede Idee lässt sich sprachlich darstellen.

Kinder erfassen durch die sprachliche Darstellung ihrer Idee eigene Vorgänge und Zusammenhänge.

Sie lassen uns teilhaben und ein Gespräch ist die Folge dieses Austauschs.



Jeder Versuch, jeder Irrtum, jeder Verlust und Misserfolg lassen sich sprachlich verarbeiten, reflektieren und neu strukturieren.

In der Schule wurden im bewussten Einsatz der Sprachhandlungsplanung gute Erfolge erlangt.

Um diese sprachliche Herausforderung zu schaffen, wurden von mir im Unterricht Krafttiere eingesetzt.

Jedes Kind durfte sich ein "Schleichtier" aussuchen, welches seiner Stimmung und seinem Wunsch entsprach.

Bei der Sprachhandlungsplanung habe ich das Krafttier gefragt, was es über die ganze Sache denkt.

Das Kind spricht im Namen des Krafttieres und fühlt sich dadurch geschützt, behütet und gestärkt.

Das Krafttier ist auf meiner Seite und unterstützt mich in meinem Wirken, meinem Handeln und meinen Gedanken.

Im Handeln bin ich mir mal mehr und mal weniger sicher.

Mein Krafttier ist da und ich kann es umdrehen um Unterstützung zu bekommen.

Dies war die besondere Vereinbarung im Unterricht und jeder war dankbar für diese Unterstützung.  


Mein Tag ist gelaufen.

Nun krieche ich in mein Bett und höre meine Katze, wie sie mir leise ihre Gedanken zum Tag schildert.

Gut dass sie heute keine Maus nach Hause gebracht hat.

Sie hatte das Erlebnis mit einer Blindschleiche.

Viel zu Denken und zu Erzählen und zu miauen ;-)


Wenn Ihr Fragen habt, meldet euch.

Meine Gedanken sprühen und wandern so auf den Rechner.

Alle entspringt aus meinem Kopf und es bedarf keiner Quellenangabe.

Liebe Grüße,

Andrea Berghaus


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