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Lilly die Eintagsfliege



Lilly öffnet müde ihre Augen und schaut sich verdutzt in alle Richtungen um.

Eben war sie noch eine Larve unter Wasser und nun wurde sie von etwas sehr hellem geblendet.

Sie fand sich nun auf etwas weichem und gut duftendem wieder. 

Lilly blickt sich um und ein Gedanke lässt  ihr keine Ruhe.

"Was mache ich hier?"

Ein Lufthauch erreicht ihre zarten Flügel und eine Stimme erscheint aus weiter Ferne.

"Nun bist du hier auf Erden und du darfst dein Leben leben."

Lilly hört diese Stimme, richtet ihre Flügel aus und fliegt los.


Lilly fliegt los und erlebt das Leben in all seinen Facetten. Vieles verlangt Lillys Aufmerksamkeit und sie hat kaum Zeit über all das Erlebte nachzudenken. Wie ein Sog zieht es sie in Erlebnisse, die oftmals viel Kraft und Verbindlichkeit fordern.

Lilly begegnet all diesen Herausforderungen und Erlebnissen mit Achtung und Wohlwollen.

"Der Tag ist noch nicht vorbei und alles Weitere wird sich morgen ergeben."


Am Ende des Tages legt sich Lilly erschöpft auf eine Blume.

Alle Flügel werden gestreckt und die müden Beine rufen nach Erholung.

"Was für ein Tag", denkt Lilly und hört aus der Ferne etwas, was ihr Ohr erreicht.

"Dein Tag war voller Eindrücke,  die dich in Verantwortung nahmen.

Dein Tag war gefüllt mit viel Verantwortung,  die Dein Handeln bestimmten und prägten. 

Wie viele Eindrücke gab es, die voller Genuss, Miteinaner, Liebe, Verlass und Glaube waren?"


Lily lauscht der Stimme und lächelt.

"Morgen ist auch noch ein Tag."

Lilly spürt, dass die Kraft aus ihren Flügeln weicht und jede Bemühung sich aufzurichten versagt.


Etwas regt sich in Lilly, die große Frage nach dem "Warum".

Lilly hat alles bedacht und all ihre Kraft eingesetzt.

Wieder erscheint eine leise Stimme aus dem Hintergrund:

"Du bist eine Eintagsfliege und deine Zeit, Abschied zu nehmen ist gekommen."

Lilly sieht erschrocken und fassungslos in die Richtung der Stimme und schreit aus voller Kehle:"Warum hast du mir nicht's gesagt?"

 


Sanft und leise wurde die Stimme durch den Wind getragen.

"Du warst sehr schnell und es erschien mir, als dass du den Sprint deines Lebens lebst.

Jeder Versuch dich anzuhalten und aufzuhalten  war vergebens.

Wenn du den Tag heute, mit dem Bewusstsein von jetzt neu starten könntest - Was würdest du anders machen?"


Müde blickt Lilly zum Sonnenuntergang, wickelt sich behutsam in ein warmes Blatt und trinkt einen wunderbar warmen Tropfen Wasser.

Alle Gelenke, Muskeln und Gedanken entspannen sich.

Lilly ist sich des Endes ihres Lebens bewusst und antwortet:

"Ich wusste nicht, dass mein Leben schon nach einem Tag vorbei ist.

Mein Wunsch ist, dass sich jeder von euch überlegt, was er täte, wenn er eine Eintagsfliege wäre.

Es gibt keine Antwort auf das Leben sondern nur auf den Augenblick des Lebens und Erlebens .

Das was ich mir für ein weiteres Leben wünschen würde ist die Verbindung, die Liebe und der Glaube".

 


Lillys Augen werden müde und ihr Blick richtet sich zum Mond.

"Wenn ich gewusst hätte,  dass ich eine Eintagsfliege bin, dann ...."



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