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Fit für die Schule "Teil 2 Thema Handlungsplanung"



Wenn die Kinder in die Schule kommen, gibt es die unterschiedlichsten und die vielfältigsten Eindrücke zu verarbeiten.

Zum einen findet sich ein Klassenverbund aus mehr als 20 Kindern zusammen, von denen sich nicht alle Kinder untereinander kennen.

Zum weiteren findet der Unterricht überwiegend im Sitzen statt und die Aufmerksamkeit möchte bestenfalls auf eine Person (Lehrerin) ausgerichtet werden.

Es werden dem "Schulkonzept" entsprechend "didaktisch" Lerninhalte vermittelt, die von jedem Kind erarbeitet und gelernt werden.

Dies erfordert von den Kindern einige Fähigkeiten, die schon vor der Schule vermittelt werden können.


Stellen Sie sich vor, Sie hätten in ihrem Leben noch nie gebacken und eine Küche wäre Ihnen zunächst fremd.

Weitere Personen kämen dazu und würden sich erwartungsfroh über einen Streuselkuchen freuen.

Jeder täte kund, wie dieser Streuselkuchen schmecken  und  aussehen könnte.

Die Gerätschaften hat man Ihnen genau erklärt und der Kühlschrank ist voller Zutaten.

Die einzelne Zutat für den Kuchen hat man auch gut beschrieben und nun geht es los.

 

Alles wartet gespannt und Sie denken nach:

  1. Streuselkuchen?
  2. Zutaten?
  3. Gerätschaften?
  4. Herd?
  5. Temperatur?
  6. Menge an Zutaten?
  7. Mengenverhältnis?
  8. Reihenfolge?
  9. Backzeit?
  10. Vorgehensweise?

Da Sie schon etwas mehr Lebenserfahrung haben, würden Sie Rückschlüsse ziehen und versuchen einen Teig herzustellen, um einen Kuchen zu backen .

Sie würden den Weg von den Zutaten zum Kuchen planen und dabei vielleicht sogar laut denken.

Ob dies nun genau der Streuselkuchen würde, den alle erwarten?

Dieses gedankliche Planen nennt man in der Schule: Handlungsplanung.

 

Um den Kuchen gut backen zu können würden wir planen und das "Rezept" zur Hilfe nehmen.


 

 

 

Arbeitszeit ca. 10 MinutenGesamtzeit ca. 10 Minuten    (ZEITANGABEN)

 

Zutaten für einen Streuselkuchen  (Info, um was es geht/Zielvorgabe)

Für den Teig:

4 Ei(er)
250 g Zucker
200 g Mehl
1 TL Backpulver

 

Für die Streusel:

200 g Butter
250 g Zucker
400 g Mehl
1 Becher Sahne, zum Beträufeln   (MATERIALIEN)

  1. Einen Rührteig herstellen und auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen.
  2. Der Teig ist zähflüssig, er verteilt sich fast von allein auf dem Blech.
  3. Danach die Streusel kneten und auf dem Rührteig verteilen, sodass der gesamte Boden belegt ist.
  4. 20-30 Min bei 160°C Heißluft auf unterer Schiene backen, damit die Streusel nicht zu dunkel werden.
  5. Danach das Blech rausnehmen und den heißen Kuchen mit Sahne beträufeln.  (VORGEHENSWEISE)

Bei diesem Rezept handelt es sich um eine grobe Beschreibung, da nicht genau formuliert wird, wie der Rührteig in einzelnen Schritten hergestellt wird.

Dieses Rezept ist auch nur als Beispiel gedacht, um die "Handlungsplanung" zu beschreiben.

In der Seniorenbetreuung werden die einzelnen Schritte auch als Fotokarten angeboten.

Deutlich wird, dass ein Rezept vielfältige Vorteile bieten:

  1. Übersichtlichkeit
  2. Zeitaufwand
  3. Orientierung
  4. Zielorientiert
  5. Sicherheit
  6. Möglichkeit, selbständig zu wirken und zu handeln
  7. Möglichkeit, seine Handlung zu überprüfen
  8. Etwas in seiner Ganzheitlichkeit überschauen können
  9. Den Vorgang so zu verinnerlichen, dass sich ein Handeln, eine Planung und ein Ablauf verinnerlichen kann
  10. Selbstwertgefühl
  11. Selbstregulation
  12. Selbstkontrolle (Maria Montessori) 

Wenn Kinder im Kindergarten sind, in die Schule kommen, oder auch schon in der Schule sind, kann man sie sehr mit solchen Rezepten unterstützen.

Zum einen schafft man einen Rahmen der Übersichtlichkeit.

Dies kann ein Tisch sein, auf dem sich nur Dinge befinden, die man in der Aktion einsetzen möchte, oder braucht.

Als Erwachsener bespricht man mit dem Kind, was für diesen Moment "genau" geplant ist:

 

Beispiel:

  1. Kindergartenkind: Wir gestalten jetzt zusammen ein Winterbild.
  2. Vorschulkind: Das Erlebnis "Sankt Martinsfest" in Erinnerung rufen, erzählen und als Bildergeschichte aufmalen.
  3. Schulkind: Wir bearbeiten zusammen einen "Sachtext"

 

Vorgehensweise:

  1. Voraussetzung schaffen (satt, getrunken, wach, )
  2. Zielvorgabe klären (was haben wir vor/welche Aufgaben hast du?)
  3. Mit welcher Aufgabe wirst du beginnen? Warum? (Schulkind)
  4. Materialien (was brauchen wir/was brauchst du zum Bearbeiten?)
  5. Worum geht es bei der Zielvorgabe? Wie lautet "genau" die Aufgabe? (Fragen besprechen, Vorstellungen darbieten)
  6. Wie und wo fängst du bei dieser Aufgabe an? Beschreibe kurz deine Gedanken?
  7. Kannst du dir etwas in Einzelschritten aufteilen? (z.B. 4. Schuljahr/weiterführende Schule)
  8. Welche Hilfsmittel kannst du einsetzen? (Lineal, Lexika, Blick aus dem Fenster/Winterbild, Internet ((weiterführende Schule))etc.)
  9. Gibt es Stellen, die du dir markieren kannst? (Schule)
  10. Welche Inhalte der Aufgabe können zur Lösung der Aufgabe führen? (genaues Lesen der Aufgabe, z. B. Mathe)
  11. Gibt es eine ähnliche Aufgabe, die du schon gelöst hast? (Bezug zu Bekannten und gelösten Aufgaben).
  12. Wer könnte dir einen Tipp geben? (Schule: Unterstützung durch andere Schüler)

 


Je jünger die Kinder sind, desto klarer formuliert man die einzelnen Schritte und lässt das Kind seine Gedanken dazu laut darstellen.

Dies bietet eine große Transparenz, da wir mitbekommen, wie das Kind zu seinen Vorgehensweisen kommt und warum dies so ist.

Als Lerntherapeutin habe ich Kinder zum "lauten Denken" motiviert, so dass es seine eigenen und einzelnen Arbeitsschritte besser nachvollziehen und ausführen konnte.

Nach dem lauten denken kam das "innere Sprechen", was wir als Erwachsene auch tun, wenn eine Aufgabe ansteht, die zu bewältigen ist.


Insgesamt hilft es Kindern für die Schule sehr, wenn sie lernen, planvoll und strukturiert vorzugehen.

Die Inhalte dessen, was in den Jahren zu lernen ist, wird mehr und die Übersicht gleitet einem Aus dem Blickfeld.

Wenn das Kind einen inneren Plan der Vorgehensweisen hat, weiß es sich zu organisieren und behält die Übersicht und das Selbstvertrauen.


In meinen damaligen Unterrichtszeiten habe ich auch Krafttiere eingesetzt.

Dies waren kleine Spieltiere, die natürlich zuerst durch mich eingeführt wurden.

Jedes Kind durfte sich zu Beginn des Unterrichts ein Tier aus dem Körbchen aussuchen.

Dieses Tierchen wurde durch jeden Schüler an seinen Platz gestellt (vor den Schüler).

Das Tierchen wurde mit dem Kopf in die Richtung des jeweiligen Schülers gestellt.

Wenn ein Kind mit seiner Aufgabe nicht weiter kam, sprach es leise mit seinem Krafttier und erklärte diesem, worum es in dieser Aufgabe geht.

Durch das "flüsternde Erklären" der genauen Aufgabenstellung kam das Kind oftmals (selbst) zur Lösung und das Krafttier war behilflich.

Falls es nicht zur Lösung kam, richtete das Kind sein Krafttier mit dem Kopf in meine Richtung  zum Pult und ich begab mich leise zum Kind, um es im Lösungsweg zu unterstützen.

Diese Methode lässt sich auch zu Hause anwenden, wenn es um die Hausaufgaben geht.

Wichtig ist, dass ein "Krafttier" auch nur für solche Zeiten der Hausaufgaben eingesetzt wird.

So verknüpft sich das Krafttier als "dritte Ebene" der Unterstützung und das Kind lernt nach und nach, sich selber zu helfen.

Als Eltern könnten sie fragen:"

  1. Hast du dein Krafttier gefragt?
  2. Was hast du denn dein Krafttier gefragt?
  3. Welche Information hast du deinem Krafttier gegeben?
  4. Braucht das Krafttier weitere Informationen?

Vielleicht hört sich dies alles etwas albern an, aber etwas wichtiges wird ermöglicht:

 

Wenn man als Eltern mit seinen Kindern Hausaufgaben macht, dann fühlt man sich häufig als dritte Hand der Schule.

Es wird versucht alles mögliche um und durchzusetzen, dass die Hausaufgaben erledigt werden.

Viele Eltern berichten mir von Konflikten, Kampf und Tränen.

Wenn ggf. Krafttiere als Partner der Kinder eingesetzt werden können, dann erklärt sich das Kind in seinen Gedanken selber.

Es spricht zu einer "dritten Ebene" und man kann die Gedanken des Kindes recht gut unterstützen.

 

 

 


Lena und Andrea ( Krafttier Löwe) beim Bearbeiten einer Aufgabe:

--

Mathe:

27- (5-3) = ?

 

Lena schaut sich die Aufgabe an und fängt an zu überlegen.

Lena: das verstehe ich nicht!

Andrea: was verstehst du nicht?

Lena: die Aufgabe

Andrea: ok, lass mal den Löwen gucken

Lena lässt den Löwen blicken.

Lena: der hat auch keine Ahnung

Andrea: was hat der Löwe denn gesehen?

Lena: 27- (5-3) = ?

Andrea: hm, was hat er gedacht?

Lena: blöde Aufgabe

Andrea. was ist denn blöd an der Aufgabe?

Lena: was soll diese Klammer?

Andrea: Löwe? Weißt du noch, was die Klammer bedeutet?

Lena: ach nee, stimmt.Erst die Klammer, dann alles andere, stimmt`s?

Andrea: Löwe? Was meinst du?

Lena: Ja ja...

Andrea: und nun?

Lena: 27-2?

Andrea: hm

Lena: 25?

Andrea: ok, super!

Lena: geschafft!


Der Name Lena ist erfunden, der Rest nicht!

 

Lena hat Dyskalkulie und daher war das Bearbeiten dieser Aufgabe eine sehr große Leistung.

Falls ihr Fragen habt, meldet euch!

Stehe euch gerne mit Rat zur Verfügung.

Liebe Grüße,

Andrea Berghaus

 


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