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Mein Kind hat Frust, was nun?



Voll entspannt sitze ich im Sonnenstuhl, genieße die ersten Frühlingsstrahlen, drohe in einen wunderschönen Traum abzurutschen, da kommt es von vorne auf mich zu, ohne Vorwarnung.

Ein lautes Schluchzen, ein triftiges Auftreten mit viel "Frustgefühl" und Kraft.

Erschrocken schaue ich auf, reibe meine Augen und sehe ein Kind voll im "Element".

In diesem Moment war ich froh, dass kein Hammer flog, denn Henry war mit einer Säge im Einsatz.

Dass sich ein Ast so widerstrebt, war auch mir nicht bewusst.

Hätte ich vielleicht einen anderen Ast aussuchen sollen?

Schweißperlen rennen mir über die Stirn und Henry läuft zur Hochform auf.

Das was er so aus sich heraus spuckt, habe ich bisher noch nie gehört.

Er weint, wütet, flucht und versucht diesen "blöden" Ast zu zersägen.

"Oh Gott", denke ich, lass mich unsichtbar werden.


Tausend tröstende Worte gehen mir durch den Kopf und den Ast habe ich schon lange zurück in den Wald verflucht.

Henry flucht, schimpft, geht über seine Grenzen und ich bin still.

Mir kommt nur eine Frage in den Sinn:" Wieso macht er weiter?", Liebt es nicht an mir, ihn zu trösten und zu unterstützen?", "Wieviel Frustration erträgt ein Kind von vier Jahren und älter?" 


Meine Schweißperlen haben sich zu einem Fluss verdichtet und ich fühle mich wie auf Lavagestein.

Henry widmet sich seiner Säge, wie der Berg dem Tal.

Das einzige, was mein Mund zu Stande bringt ist leiser als der Tropfen auf dem Stein:" weiter so, du schaffst das!"

Kaum ausgesprochen macht es "knack" und der Ast ist entzwei.


Henry schaut stolz auf seine Säge, murmelt: "geht doch" und verzieht sich zum Kakao trinken.

Mein Puls ist noch bei 180 und ich brauche Baldrian.


  1. Kinder fühlen und erleben mit allen Sinnen
  2. Kinder setzen alles ein, was ihnen zur Verfügung steht.
  3. Kinder leben im Augenblick, nicht in der Zukunft.
  4. Kinder verfolgen ein direktes Ziel mit viel Hingabe und Kraft.
  5. Kinder verfolgen eigene "Ziele" und "Wünsche" mit so viel Hingabe und Kraft, dass jeder Wiederstand als "schmerzvoll" und frustrierend empfunden wird.
  6. Kinder kennen ihre Grenzen und rufen uns, wenn sie Hilfe brauchen.
  7. Kinder brauchen diese eigenen Grenzen, das Kräfte messen, diese Frustration um weiter zu schreiten
  8. Kinder empfinden ihre Gefühle anders als wir Erwachsenen
  9. Kinder empfinden unseren Rückhalt als positiv, wenn wir sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.
  10. Kinder brauchen unseren Schutz, wenn es darum geht, Gefahren von ihnen abzuwenden.

Beobachtet eure Kinder gut und haltet in solchen Momenten einmal inne.

Wie hoch ist die Frustration im Augenblick.

Geht es um existenzielle Belange?

Geht es um einen ast, der zerkleinert werden soll?

Seid achtsam und aufmerksam.

Stellt Fragen!

  1. Alles gut bei Dir?
  2. Was geht ab? Was ist los?
  3. Brauchst du Tipps?
  4. Kann ich dich unterstützen?
  5. Was schaffst Du und wo kann ich dich unterstützen?
  6. Lasst es uns zusammen versuchen!

 


Wenn die "gewünschte" oder auch notwendige Aktion beendet wurde, tut es gut, dies dem Kind erneut vor Augen zu führen.

  • Wenn ich dich richtig verstanden habe, war (dies) dein Ziel.
  • Hat dich (diese Grenze) belastet und sauer (wütend, traurig, verzweifelnd) gemacht?
  • Wie hast du dich an diesem Punkt (an diesem Zweifel) gefühlt?
  • Wie ist es dir trotz allem gelungen, an dein Ziel zu kommen?
  • Gefällt dir dein "Ziel"?
  • Ich finde es toll, wie du es trotz aller Widerstände geschafft hast, dein Ziel zu verfolgen und zum Ziel zu kommen.

Bin weiterhin für euch da!

Ehrenamtlich, versteht sich :-)

Liebe Grüße,

Andrea Berghaus

 


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