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Nein der Rosenkohl schmeckt mir nicht - Konditionierung von Verhalten


Tante Emma meinte es gut.

Wie jedes Wochenende machten wir uns auf dem Weg zu Tante Emma und Onkel Ernst.

Der alte VW Käfer rappelte so sehr über den Feldweg, dass meine Beine auf dem Sitz zu hüpfen begannen.

Nur mein Herz hüpfte nicht, denn ich ahnte Schreckliches (Vorhersehbarkeit/Vorahnung).

Wir kamen am Bauernhof an und Katze Minka stürzte sich wie eine wild gewordene Tarantel auf mich.

Sie krallte sich an meinen Hosenbeinen fest, als ob ihr Leben davon abhing.

"Los kommt Essen", rief Tante Emma aus der guten Stube und Onkel Ernst zwinkerte mir aufmunternd zu.

 


In der guten Stube bestätigte sich meine schlimmste Vorahnung.

Das lagen sie - klein, grün, rund und runzelig - (Wahrnehmung)

Ihr Duft gelang in meine Nase und ich wendete mich instinktiv nach links weg.

Onkel Ernst stand direkt neben mir, stupste mich kitzelnd an und bot mir den Stuhl direkt neben ihm an.

So setze ich mich hin und betrachtete missmutig die kleinen hässlichen Dinger in der Schüssel.

In diesem Augenblick hätte ich mir gewünscht, dass sie aus der Schüssel springen und dort hin verschwinden, wo sie hergekommen sind.

Kaum war dieser Gedanke in Bildern gelebt, lagen sie schon auf meinem Teller und die Kartoffeln daneben.

Dass es Braten gab, erfreute mich um so mehr.


Irgendwie fühlte es sich so an, als dass mich der Rosenkohl angrinst - Schadenfreude vielleicht?

Ich aß den Rosenkohl, ohne ihn zu kauen und mir wurde schlecht.

Alle aßen mit viel Appetit und Freude und alle Blicke richteten sich auf mich und meinen Teller.

Als ich fertig war schwor ich mir, dass es nie wieder ein Rosenkohl auf meinen Teller schaffen wird.

Alleine bei dem Gedanken an Rosenkohl wurde mit schlecht.


Nach diesem Erlebnis war ich froh, keinem Rosenkohl mehr zu begegnen.

Der Geruch lag mir noch lange in der Nase und führte auch ohne "Anwesenheit" zu einem unguten Gefühl.

Was so ein Rosenkohl alles anstellen kann!


Wie hat der Rosenkohl auf mich gewirkt und was hat er bewirkt?

  1. unangenehmer Geruch
  2. unangenehmes Aussehen
  3. unangenehme Konsistenz
  4. unangenehmer Geschmack
  5. unangenehme Situation
  6. Druckgefühlt
  7. Abwehrhaltung
  8. unangenehmes Gefühl
  9. Unwohlsein
  10. Vermeidungshaltung
  11. Konditionierung/Festschreibung (nie wieder, auch kein Versuch)

Kinder leben in einer Welt voller Eindrücke und Erlebnisse.

Es gibt Eindrücke und Erlebnisse, die zum Leben und zum Großwerden dazu gehören.

Manche Druckmomente im Großwerden helfen, um sich "entwickeln" zu können.

Wenn man beim Stricken bei der ersten Masche aufhört, dass bleibt der Schal und die Fähigkeit (das "Er üben", Kompetenzerweiterung) auf der Strecke.

Manches "Er üben" und manches "Voranschreiten" bringen uns an eigene Grenzen, so dass viel Einsatz und

Durchhaltewillen gefragt ist (z.B. Algebra, Physik, Chemie, lernt man einfach oder nie).   


Am Beispiel des Rosenkohls gibt es eine "Erfahrung" und ein "Erlebnis" welches sich in meinem Hirn eingebrannt hat.

Nicht nur der eine Rosenkohl ist eine Gefahr für mich, sondern jeder Rosenkohl auf der Erde.

Alle Rosenkohls auf der Erde gilt es zu vermeiden.

Jeder Acker auf dem er wächst stellt nun eine "Gefahr" für mich dar und löst eine Übelkeit in mir aus.

Jedes Restaurant könnte Rosenkohl zubereite, daher meide ich es lieber.

Mein Körper, meine Seele, mein Verstand und Gefühls sagen NEIN und mein ganzes ICH ist auf der HUT.


Der Rosenkohl an sich wird verknüpft mit allen "Eventualitäten" einer möglichen Nähe, Wirkung und Verbindung zu mir.

Meine Gedanken sind wie ein Karussell und vermuten überall "Gefahr".

Ich fühle mich Handlungsunfähig und ausgeliefert.

Was ist, wenn mir wieder übel wird?

Was soll ich bloß tun und wer kann mir helfen?

Das rationale Handeln gelingt mir nicht mehr und auch der Zuspruch meiner Umwelt zeigt keine helfende Wirkung mehr in mir.

Ich fühle mich wie blockiert!


Alles fing mit einem kleinen Kohl an und führte zur absoluten "Hilflosigkeit".

Die geschmackliche, geruchsbezogene und optische Ablehnung führten zu einer absoluten Stagnation.

Das Gehirn speichert Erfahrungen ab und lässt Rückschlüsse zu.

Diese Rückschlüsse werden mit Gefühlen verknüpft und fordern zu untergeordneten Handlungen auf.

Die übergeordneten Handlungen (Metakognition) gehen überwiegend rational überlegend und handlungsplanend vor. 

Hier hätte ich das eine Erleben mit dem Rosenkohl als "blöd" eingeordnet und den Geschmack vielleicht an den Kochkünsten von Tante Emma festgeschrieben.

Ich hätte über diese Kochkünste gelacht, geschimpft, mich verweigert und es gut sein lassen.

Vielleicht hätte ich meine Mutter darum gebeten, mir einen besseren Rosenkohl zu kochen und alles wäre super gelaufen.

 


Wieso überwindet der eine Mensch einen "Schock" gut und ein anderer Mensch verzweifelt daran?

Worin liegt es, dass so manche voranschreiten und andere stehen bleiben?


Wir Menschen sind als Individuum einzigartig und sehen die Welt mit eigenen Augen und Filtern ("die Landkarte ist nicht das Gebiet")

Unsere eigene Landkarte wurde im Laufe unseres Lebens durch uns gezeichnet und so mancher "Begleiter" setzt seine Fußabdrücke auf unsere Landkarte.

Viele Fußabdrucke prägen uns in der Gestaltung des Bildes und wir versuchen nicht den Blick auf das Ganze zu verlieren.


Wenn das Leben ein Computer wäre, dann gäbe es Zeichen und Befehle für einen Prozess.

Ob am Ende das Richtige herauskäme, ist die Frage.

Unser Leben ist von Schwingungen umgeben und es lässt sich wie eine Scholle auf dem Meer beschreiben. 


Natürlich ist es wichtig zu erkennen, wodurch ein "Trauma" entstanden ist und es ist auch wichtig zu erkennen, welche großartige Persönlichkeit betroffen ist.

Großartig deshalb, weil jeder Mensch, jedes Tier, Pflanze großartig ist und mit Wertschätzung angenommen wird.


Was stehen den Betroffenen für Möglichkeiten offen?

  1. Hilfe von erfahrenen Therapeuten suchen
  2. Transparenz schaffen über den Hergang der Situation
  3. Einbeziehen alle Beteiligten (Tante Emma, Onkel Ernst)
  4. Stopp setzen - angstbesetzte Situation vermeiden ("Jetzt gerade/heute/für eine gesetzte Zeit brauchst du nicht! (Bitte Überschaubarkeit schaffen/Nicht auf Unendlichkeit setzen)
  5. Ressourcenaktivierung (gedankliches Aktivieren von bekannten Fähigkeiten)
  6. Entspannungstraining (Atemregulation, vegetative Funktion (Darm), Angstabbau)
  7. Visionsaktivierung (Ziele entwickeln, eigene Handlungsideen formulieren)
  8. Reflexintegration/ Bewegung/Körperliche Aktionen/ körperliche Grenzen (positiv)
  9.  Bilderrahmen (NLP) Standbild (NLP) Lass uns ein Standbild dieser Situation malen. Wie sieht dieses Bild/dieser Film in allen Einzelheiten aus? Diese Methode bitte einem Experten übergeben, das man sehr achtsam und reflektiert vorgehen muss.
  10. NLP Das Erlebte in seiner Wirkung wird in einen anderen Kontext gesetzt und der Betroffene wird in dieser Aktion handlungsfähig (gedanklich, sprachlich)
  11. Übertragungsleistung: Verhaltenstraining bezüglich der angstauslösenden Situation

Es gibt unendlich viele Bücher, Tools über dieses Thema.

Die EMDR Tabis Stimulation findet in meiner Praxis Wirkung, die sich positiv auf die Regulationsfähigkeit des Kindes auswirken kann.


Falls Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.


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