Entwicklung  ·  05. Juni 2025

Fluides Denken

Mein Dozent fragte mich einmal, was ich unter dem Begriff „Denken“ verstehe.

Ratlos sah ich ihn an und er legte mir ein Bild, einen Hammer und einen Nagel auf den Tisch.

Nun fragte er mich, welche Idee ich dazu habe.

Sie werden bestimmt wissen, was ich geantwortet habe.

Nun nahm er den Hammer weg, sah mich an und fragte: „Was nun“?

 

Ich begann die Zusammenhänge zu erfassen, holte eine Vase und stellte diese als Stellvertreter zu dem Bild und Nagel.

Der Dozent sah mich an und sagte: „Andrea, du hast die Zusammenhänge zwischen der Aktion, den Mitteln und den Möglichkeiten erfasst. Bravo!“

Das Denken ist das Erfassen von Beziehungen und in Beziehung setzen.

Natürlich folgten weitere ewige Vorträge über das Denken und über neurologische Zusammenhänge.

 

Nun gibt es viele Facetten im Rahmen des Denkens und ich möchte Ihnen heute einen Einblick bieten.

Dieser Zusammenhang kann Ihnen als Eltern begegnen, wenn es um Einschätzungen geht.

Es werden kognitive Leistungen eingeschätzt und dabei spielt dieser „Begriff“ manchmal eine Rolle.

Jetzt zu Thema...

Was versteht man allgemein unter "fluidem Denken"?

 

Unter fluidem Denken versteht man die Fähigkeit, flexibel, kreativ und spontan auf neue Probleme oder Situationen zu reagieren, ohne sich auf vorheriges Wissen oder Erfahrung zu stützen.

Mein Erlebnis mit dem fehlendem Hammer ist das richtige Beispiel für solch eine Situation.

Es geht darum, neue Lösungen zu finden, Zusammenhänge zu erkennen und schnell zu denken, besonders in unbekannten oder ungewohnten Situationen.

Fluides Denken ist also die Art von Intelligenz, die unabhängig von erlerntem Wissen ist – man nennt es auch flüssige Intelligenz.

Zum Beispiel kann man beim fluide Denken Muster erkennen, logisch kombinieren und Probleme lösen, die man so noch nie gesehen hat.

Im Gegensatz dazu steht das kristallisierte Denken (oder kristallisierte Intelligenz), das auf angesammeltem Wissen und Erfahrung basiert.

Kurz gesagt:

  • Fluides Denken = flexibel, kreativ, neu und spontan denken

  • Kristallisiertes Denken = Wissen und Erfahrung nutzen 

Die oben genannte Erklärung ist recht allgemein gehalten und kann auf alle Altersgruppen bezogen werden.

Nun werde ich Ihnen etwas zu den kindlichen Besonderheiten und der Entwicklung schildern.

Wie entwickelt sich bei Kindern das fluide Denken?

Das fluide Denken entwickelt sich bei Kindern in einer bestimmten Reihenfolge und verändert sich mit dem Alter:

  1. Frühe Kindheit (0–5 Jahre):
    In den ersten Lebensjahren beginnt das fluide Denken mit dem Erkennen von Mustern, dem Erlernen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und einfachem Problemlösen. Kinder sind sehr neugierig und probieren viel aus, was ihre Fähigkeit fördert, flexibel zu denken.

  2. Kindheit (6–12 Jahre):
    In diesem Alter verbessert sich das fluide Denken deutlich. Kinder können komplexere Probleme lösen, logische Zusammenhänge erkennen und neue Ideen entwickeln. Die Geschwindigkeit, mit der sie Informationen verarbeiten und neue Lösungen finden, nimmt zu.

  3. Jugendalter:
    Das fluide Denken erreicht meist in der frühen Jugend seinen Höhepunkt. Jugendliche können abstrakter und strategischer denken, sind kreativer und flexibler im Umgang mit neuen Herausforderungen.

  4. Erwachsenenalter:
    Danach bleibt das fluide Denken oft stabil, kann aber im höheren Alter langsam abnehmen, wenn das Gehirn an Leistungsfähigkeit verliert. Das kristallisierte Denken hingegen kann noch wachsen.

Wichtig:

  • Das fluide Denken ist stark abhängig von der Entwicklung des Gehirns, besonders vom Frontallappen (für Planung, Problemlösen).

  • Es wird durch Training, Herausforderungen und neue Erfahrungen gefördert, also durch spielerisches Lernen, Rätsel, kreative Aufgaben und Problemlösen.

Nun fragen Sie sich vielleicht, wie so eine Fähigkeit getestet wird.

Es gibt unterschiedliche Tests, die ich nur nenne und nicht bewerte!

 

  • Wechsler Intelligenztest für Kinder (WISC-V)

    • Sehr verbreiteter Intelligenztest für Kinder von 6 bis 16 Jahren.

    • Misst verschiedene kognitive Bereiche, darunter auch das fluide Denken (z.B. über Aufgaben zu Problemlösen, Mustererkennung und logischem Denken).

    • Gliedert sich in mehrere Indexwerte, z. B. „Fluides Schlussfolgern“.

  • CFT (Culture Fair Test, z.B. CFT 20-R)

    • Test zur Erfassung der fluiden Intelligenz, der weitgehend kulturelle und sprachliche Einflüsse ausschließt.

    • Geeignet für Kinder ab 8 Jahren.

    • Schwerpunkt auf Mustererkennung und logischem Denken ohne Sprachwissen.

  • K-ABC-II (Kaufman Assessment Battery for Children)

    • Umfasst unterschiedliche kognitive Fähigkeiten, auch fluide Intelligenz.

    • Besonders geeignet für Kinder mit Lernschwierigkeiten.

  • TONI-4 (Test of Nonverbal Intelligence)

    • Nonverbaler Intelligenztest, der die fluiden Denkfähigkeiten ohne sprachliche Anforderungen misst.

    • Geeignet für Kinder und Jugendliche mit sprachlichen oder kulturellen Einschränkungen.

  • Raven’s Progressive Matrices

    • Klassischer Test zur Erfassung fluiden Denkens durch visuelle Musteraufgaben.

    • Verfügbar in verschiedenen Versionen für unterschiedliche Altersgruppen.

Eine wichtige Frage, die mir gestellt wurde, ist:

 

"Welche entwicklungsbezogenen Zusammenhänge gibt es bei fluiden Denken?"

 

Hierzu kann ich aus eigenem Wissensstand folgende Erklärung geben:

 

Entwicklungsbezogene Zusammenhänge beim fluiden Denken beziehen sich darauf, wie sich diese Fähigkeit im Kontext der allgemeinen kognitiven, neurologischen und psychosozialen Entwicklung eines Kindes entwickelt und wie verschiedene Faktoren dabei zusammenwirken.

 

Hier sind einige wichtige Punkte:

 

1. Neurobiologische Entwicklung

 

  • Das fluide Denken hängt eng mit der Entwicklung des präfrontalen Cortex zusammen, der für Problemlösung, Planen und flexibles Denken zuständig ist.

  • In der Kindheit reift dieser Bereich des Gehirns langsam, was die Zunahme der fluide Denkfähigkeit erklärt.

  • Myelinisierung (Verbesserung der Signalübertragung in Nervenzellen) und synaptische Plastizität fördern die Verarbeitungsgeschwindigkeit und kognitive Flexibilität.

 

2. Kognitive Entwicklung

 

  • Nach Piaget entwickeln Kinder ab etwa 7 Jahren die Fähigkeit zum konkreten operativen Denken, was die Grundlage für flüssige Denkprozesse ist.

  • Ab etwa 11 Jahren beginnt das formale operationales Denken mit abstrakterem und hypothetischem Denken, das das fluide Denken weiter unterstützt.

 

3. Sprachliche und soziale Entwicklung

 

  • Sprachentwicklung fördert das fluide Denken, da Sprache hilft, Gedanken zu strukturieren und Probleme zu reflektieren.

  • Soziale Interaktionen bieten Gelegenheiten, neue Perspektiven kennenzulernen und flexibel auf unterschiedliche Situationen zu reagieren.

 

4. Lern- und Erfahrungseinflüsse

 

  • Kinder, die in stimulierenden Umgebungen mit Herausforderungen, Spielen, Rätseln und kreativen Aufgaben aufwachsen, entwickeln tendenziell besseres fluide Denken.

  • Ebenso sind ausreichender Schlaf, Ernährung und emotionale Sicherheit wichtig, da Stress und Erschöpfung kognitive Funktionen beeinträchtigen.

 

5. Zusammenhang mit anderen kognitiven Fähigkeiten

  • Fluides Denken steht in Verbindung mit Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Ein gut entwickeltes Arbeitsgedächtnis unterstützt zum Beispiel die Fähigkeit, mehrere Informationen gleichzeitig zu verarbeiten und neu zu kombinieren.

Eine weitere Frage bezog sich auf die Gründe zu möglichen Einschränkungen.

Diese Frage finde ich sehr wichtig und ich habe erneut meine Nase in meine Bücher gesteckt und kann folgendes dazu erläutern:

Bei Kindern kann das fluide Denken aus verschiedenen Gründen eingeschränkt sein.

Diese Einschränkungen können biologische, psychologische oder umweltbedingte Ursachen haben.

 

Hier einige mögliche Gründe:

 

1. Neurologische oder entwicklungsbedingte Störungen

  • Lernstörungen (z. B. Legasthenie, Dyskalkulie) können die kognitive Verarbeitung und damit das fluide Denken beeinträchtigen.

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) führt oft zu Schwierigkeiten bei Konzentration und Impulskontrolle, was die Fähigkeit zum flexiblen Denken einschränken kann.

  • Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) können Probleme mit Flexibilität im Denken und in sozialen Situationen verursachen.

  • Andere neurologische Erkrankungen oder Hirnschäden (z. B. durch Frühgeburtlichkeit oder Verletzungen) können ebenfalls die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen.

2. Emotionale und psychische Belastungen

  • Stress, Angst oder Depression können die kognitive Leistungsfähigkeit dämpfen, weil sie die Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigen.

  • Kinder, die sich unsicher oder überfordert fühlen, zeigen oft weniger kreative und flexible Denkweisen.

3. Mangelnde Förderung und Umweltfaktoren

  • Eine reizarme Umgebung, wenig Anregung, fehlende Möglichkeiten zum kreativen und problemlösenden Spielen können das fluide Denken hemmen.

  • Soziale Isolation oder fehlende positive Vorbilder können ebenfalls die Entwicklung beeinträchtigen.

4. Körperliche Faktoren

  • Schlafmangel, unzureichende Ernährung oder chronische Erkrankungen können die Gehirnfunktion und damit das fluide Denken negativ beeinflussen.

Fazit:

Das fluide Denken kann bei Kindern durch verschiedene Faktoren eingeschränkt sein, von neurologischen Problemen bis hin zu Umwelt- und emotionalen Belastungen.

Wichtig ist, solche Ursachen zu erkennen, um gezielt unterstützen zu können.

Hierzu biete ich Ihnen gerne Unterstützung an.

Es gibt noch weitere Anlaufstellen, die ich Ihnen gerne benenne.

 

 

Wichtige Anlaufstellen 

  • Kinderärztin oder Kinderarzt: Erste Anlaufstelle bei Entwicklungsfragen oder Problemen.

  • Schulpsychologischer Dienst: Beratung bei Lern- und Entwicklungsproblemen in der Schule.

  • Ergotherapeuten, Logopäden oder Psychotherapeuten: Fachkräfte, die bei spezifischen kognitiven oder emotionalen Schwierigkeiten helfen können.

  • Frühförderstellen und Beratungsstellen: Oft kommunale Einrichtungen, die Entwicklungsförderung und Beratung anbieten.

  • Selbsthilfegruppen und Elternvereine: Austausch mit anderen Eltern, Tipps und Unterstützung.

  • Jugend- und Familienberatungsstellen: Beratung zu Erziehung, Entwicklung und familiären Herausforderungen.

  • Bildungs- und Freizeitangebote: Bibliotheken, Musikschulen, Sportvereine und Kreativwerkstätten bieten oft gezielte Förderangebote.

 

Direkte Anlaufstellen für Sie und Ihre Kinder

n Bergneustadt und Umgebung gibt es mehrere Anlaufstellen, die Eltern dabei unterstützen können, das fluide Denken ihrer Kinder zu fördern oder bei entsprechenden Herausforderungen zu beraten. Hier sind einige wichtige Einrichtungen:

🧠 Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche

🧩 Ergotherapie-Praxen für Kinder

Ergotherapie kann helfen, kognitive und motorische Fähigkeiten zu stärken, die für flexibles Denken wichtig sind. Hier einige Praxen in der Region:ergotherapie-kriegeskotte.de

🏫 Schulpsychologischer Dienst des Oberbergischen Kreises

🏠 Familienzentrum Talstraße (Johanniter-Kita)

  • Adresse: Talstraße, 51702 Bergneustadt

  • Angebot: Neben der Kindertagesbetreuung bietet das Familienzentrum Beratungen und Unterstützung für Familien an. johanniter.de

Diese Einrichtungen können Sie als Eltern dabei unterstützen, das fluide Denken ihrer Kinder zu fördern oder bei entsprechenden Herausforderungen zu beraten.

Gerne stehe ich Ihrem Kind und Ihnen beratend und therapeutisch unterstützend zur Verfügung.

Durch vielfältig therapeutisches und fachlich fundiertes Wissen kann ich Ihr Kind aktiv, entwicklungsbezogen unterstützen und Ihnen beratend an Seite stehen.

Falls Sie weitere Informationen benötigen oder spezifische Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße

Andrea Berghaus