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Wie läuft eine LRS Testung ab?



Die Testungen werden oftmals gut über die Fachärzte erklärt, jedoch möchte ich Interessierten Eltern hier einen kleinen Einblick gewähren.

Das Kind gibt es nicht real - den Namen habe ich mir ausgedacht.

 

Hier nun zu meinem Beispiel:

 

LRS-Testung bei einem Kind in der 3. Klasse

Name: Anna
Alter: 8 Jahre
Klasse: 3. Klasse
Verdacht: Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen, viele Rechtschreibfehler, stockendes Vorlesen


1. 🗣️ Erstes Gespräch mit den Eltern

 

Die Schulpsychologin führt ein Gespräch mit Annas Eltern.

 

Dabei fragt sie zum Beispiel:

  • Wann hat Anna sprechen gelernt?

  • Gab es Probleme beim Lesenlernen?

  • Wie ist die familiäre Situation?

  • Gibt es in der Familie Legasthenie?

  • Wie ist Anna in der Schule allgemein?

Eltern füllen zusätzlich einen kurzen Fragebogen aus (z. B. zur Konzentration, Hausaufgabensituation, Motivation).


2. 🧪 Testaufgaben für Anna

 

Die Psychologin/Kinderpsychiater führt die Tests mit Anna einzeln durch, in ruhiger Umgebung.

Sie erklärt ihr freundlich und altersgerecht, worum es geht.

 

🧠 Teil 1: Intelligenztest (z. B. CFT 20-R)

 

Anna bekommt Aufgaben wie:

  • Formen und Muster vergleichen

  • Bilderreihen ergänzen

  • Logikrätsel mit Symbolen

📌 Ziel: Hat Anna eine durchschnittliche oder höhere Intelligenz? Das hilft bei der Auswertung der Lese-/Rechtschreibleistung.


📖 Teil 2: Lesetest (z. B. ELFE II oder SLRT II)

 

Anna soll:

  • Wörter und kurze Sätze laut vorlesen → Psychologin zählt Fehler und misst die Zeit.

  • Kleine Texte lesen und Fragen dazu beantworten („Worum ging es im Text?“)

Beispielaufgabe:

Text: "Der Hund läuft über die Wiese. Er sieht einen Ball. Dann rennt er los."
Frage: "Was hat der Hund gesehen?"


✍️ Teil 3: Rechtschreibtest (z. B. HSP oder DERET)

 

Anna bekommt ein Diktat oder einen Lückentext. Dabei wird geschaut:

  • Welche Wörter sie richtig schreibt

  • Welche Fehler typisch für LRS sind (z. B. "Fater" statt "Vater")

Beispiel-Diktat (Lehrerin liest langsam vor):

„Heute war ein schöner Tag. Wir gingen in den Park und spielten mit dem Ball.“

📌 Typische LRS-Fehler wären:

  • Auslassen von Buchstaben: „schöner“ → „schner“

  • Verwechslung von Lauten: „Ball“ → „Pal“


3. 📋 Auswertung

 

Nach dem Test werden Annas Ergebnisse mit einer Normgruppe (also gleichaltrigen Kindern) verglichen.

Dabei stellt sich heraus:

  • Intelligenz: im Durchschnitt (Test ist während des Verfahrens gemacht worden)

  • Lesen: unterdurchschnittlich

  • Rechtschreibung: deutlich unterdurchschnittlich, viele typische Fehler

→ Die Diskrepanz zwischen Intelligenz und Schriftsprachleistung spricht für eine

Lese-Rechtschreib-Störung (LRS).


4. 🗣️ Rückmeldung an die Eltern

 

Einige Tage später findet ein Rückmeldegespräch statt. Die Psychologin erklärt:

✅ Anna hat eine Lese-Rechtschreib-Schwäche
📄 Die Eltern erhalten einen schriftlichen Bericht mit Empfehlung für:

  • Schulischen Nachteilsausgleich (z. B. mehr Zeit bei Tests, keine Bewertung der Rechtschreibung)

  • Spezielle LRS-Förderung (in der Schule oder außerhalb)


 

Rückmeldebericht zur LRS-Testung (Beispiel)

 

Name des Kindes: Anna Mustermann
Geburtsdatum: 01.01.2016
Klassenstufe: 3. Klasse
Testdatum: 25.05.2025
Durchführende Fachkraft: Dipl.-Psych. Sabine Beispiel (Schulpsychologin)


1. Anlass der Testung

Bei Anna bestehen seit dem 2. Schuljahr Auffälligkeiten im Bereich des Schriftspracherwerbs.

Ihre Lehrkraft berichtet über eine deutliche Unsicherheit beim Schreiben von Wörtern sowie Schwierigkeiten beim flüssigen und sinnentnehmenden Lesen.

Die Eltern schildern ähnliche Beobachtungen.

Die Testung wurde durchgeführt, um abzuklären, ob eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) vorliegt und welche Fördermaßnahmen sinnvoll sind.


2. Durchgeführte Verfahren

 

Folgende standardisierte Tests wurden eingesetzt:

  • CFT 20-R: Intelligenztest

  • ELFE II: Lesefähigkeit (Lesegenauigkeit, -geschwindigkeit, -verständnis)

  • HSP 3–4: Rechtschreibtest

  • Eltern- und Lehrerfragebögen zur Lern- und Entwicklungsgeschichte


3. Testergebnisse

 

🔹 Allgemeine kognitive Fähigkeiten

Anna erzielte im CFT 20-R einen Wert im durchschnittlichen Bereich. Es bestehen keine Hinweise auf eine allgemeine Lernbehinderung.

🔹 Lesen

Anna liest deutlich langsamer als ihre Altersgruppe. Ihre Lesegenauigkeit liegt im unteren Normbereich. Das Leseverständnis ist beeinträchtigt, vor allem bei längeren oder komplexeren Texten.

🔹 Rechtschreibung

Im Rechtschreibtest (HSP 3–4) zeigte Anna eine deutlich unterdurchschnittliche Leistung. Es traten viele typische LRS-Fehler auf, wie:

  • Lautverwechslungen (z. B. „v“ statt „f“)

  • Auslassungen (z. B. „schön“ → „schön“)

  • fehlende Regelkenntnisse (z. B. Groß-/Kleinschreibung)

Die Ergebnisse liegen deutlich unter dem altersgemäßen Erwartungsniveau.


4. Zusammenfassende Einschätzung

 

Auf Grundlage der Testergebnisse sowie der Beobachtungen aus Elternhaus und Schule liegt bei Anna eine isolierte Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) vor.

Die Schwierigkeiten bestehen nicht aufgrund einer allgemeinen Intelligenzminderung, sondern sind spezifisch im Bereich Lesen und Schreiben.


 


✅ Wann stellen Kinderpsychiater eine LRS-Diagnose?

 

Kinder- und Jugendpsychiater stellen vor allem dann eine LRS-Diagnose, wenn:

  • komplexe Begleitprobleme vorliegen (z. B. ADHS, emotionale Belastungen, Schulvermeidung)

  • eine umfassende Diagnostik aus medizinisch-psychologischer Sicht nötig ist

  • eine Attestierung für das Jugendamt, die Schule oder einen Nachteilsausgleich gebraucht wird

  • es um eine offizielle ICD-10/ICD-11-Diagnose geht (z. B. F81.0 – Lese-Rechtschreibstörung)


🔍 Was machen sie dabei genau?

 

In einer kinderpsychiatrischen Praxis wird meist:

  • die Entwicklungsgeschichte (Sprache, Motorik, Lernen) erhoben

  • ein Intelligenztest durchgeführt (z. B. WISC-V)

  • ein standardisierter Lese- und Rechtschreibtest verwendet (wie HSP, ELFE, SLRT)

  • ggf. die familiäre Situation und andere psychische Faktoren mit einbezogen.

   
   
   
   

Hier ist eine Übersicht über alle Fachstellen und Einrichtungen, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) diagnostizieren oder zumindest testen dürfen – inklusive ihrer jeweiligen Schwerpunkte:

 

Wer darf eine LRS testen und/oder diagnostizieren?

 

Fachstelle / Einrichtung Diagnose möglich? Schwerpunkte / Hinweise
Schulpsychologischer Dienst ✅ Ja Häufig erste Anlaufstelle. Standardisierte Tests, schulnahe Empfehlungen (z. B. Nachteilsausgleich).
Kinder- und Jugendpsychiater ✅ Ja (ICD-Diagnose) Für komplexe Fälle (z. B. mit ADHS, Ängsten, Depression). Kann offizielle ICD-10/11-Diagnose stellen.
Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) ✅ Ja Interdisziplinäre Diagnostik (Pädiatrie, Psychologie, Logopädie). Gut bei Mehrfachdiagnosen (z. B. LRS + Sprachstörung).
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ✅ Ja Bei schwerwiegenden Fällen oder stationären Aufenthalten. Komplette Diagnostik möglich.
Erziehungs- und Familienberatungsstelle ❌ Teilweise Oft LRS-Tests zur Orientierung, aber keine offizielle Diagnose. Beratung und Weitervermittlung möglich.
Lerntherapeutische Praxis / Legasthenietherapie ❌ Teilweise Durchführung von Tests (z. B. HSP, ELFE) möglich, aber Diagnose oft nicht anerkannt, z. B. für Nachteilsausgleich ohne ärztl./psych. Bestätigung.
Psychologische Praxis / Psychotherapeuten mit Kinderfokus ✅ Ja (wenn qualifiziert) Nur wenn entsprechende Qualifikation (klinisch-psychologische Diagnostik + Testverfahren).
Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin ❌ Selten Können erste Hinweise geben, aber meist keine Testung oder offizielle Diagnose. Überweisung an Spezialisten.

 


📋 LRS – Entscheidungshilfe für Eltern

 

Diese Übersicht hilft Ihnen, die passende Anlaufstelle zu finden, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) vermuten.


🟡 1. Erste Auffälligkeiten beim Lesen oder Schreiben

 

Was tun?
➡️ Sprechen Sie mit der Klassenlehrkraft.
➡️ Wenden Sie sich an den Schulpsychologischen Dienst.


🔵 2. Sie möchten eine offizielle LRS-Diagnose (z. B. für Nachteilsausgleich)

 

Geeignete Anlaufstellen:
✅ Schulpsychologischer Dienst
✅ Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ)
✅ Kinder- und Jugendpsychiater


🔴 3. Es bestehen zusätzliche Auffälligkeiten (z. B. Konzentration, Ängste, ADHS)

 

Geeignete Anlaufstellen:


✅ Kinder- und Jugendpsychiater
✅ SPZ
✅ Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in


🟢 4. Sie suchen gezielte Förderung für Ihr Kind

 

Geeignete Angebote:
🔹 Lerntherapeutische Praxen / Legasthenietherapie
🔹 Schulische Förderangebote (Förderstunden, LRS-Förderunterricht)


5. Sie wissen nicht, wo Sie anfangen sollen

 

Erste Ansprechpartner:
🔸 Schulpsychologischer Dienst
🔸 Erziehungsberatungsstelle


📌 Hinweis:
Eine offizielle LRS-Diagnose erfordert meist standardisierte Tests und die Einschätzung durch geschulte Fachkräfte.

 

Meine Darstellung ist ein Beispiel!

Der Vorgang kann abweichen!

Haben Sie noch Fragen?

Melden Sie sich gerne bei mir!

Liebe Grüße

Andrea Berghaus