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Einsatz eines Smartboards in der Lerntherapie



Seit einigen Monaten setze ich in meiner Praxis ein großes Smartboard ein.

Hier stelle ich nun die Erfahrungswerte und die Vorteile vor, die solch ein Einsatz des Smartboards bringt.

 

Der Einsatz des Smartboards in meiner Praxis bietet allen Kindern praxisnahe, motivierende und differenzierte Fördermöglichkeiten, die über bisher herkömmliche Methoden hinausgehen.

Hier sind die genauen praktischen und didaktischen Vorteile, die ich im bisherigen Einsatz sehe und erlebe:


Didaktische Vorteile

 

1. Multisensorisches Lernen

  • Sehen, Hören, Bewegen: Das Smartboard erlaubt die gleichzeitige Ansprache mehrerer Sinneskanäle – wichtig für Kinder mit LRS, AD(H)S oder Wahrnehmungsstörungen.

  • Durch das aktive Antippen, Schieben oder Schreiben mit dem Finger oder Stift wird das Lernen haptisch unterstützt.

2. Individualisierung

  • Übungen können in Tempo, Schwierigkeitsgrad und Inhalt an das einzelne Kind angepasst werden.

  • Direkte Reaktionen (visuell/akustisch) ermöglichen sofortige Rückmeldung ohne Wartezeit.

3. Spielerische Motivation

  • Kinder erleben Lerninhalte in interaktiven Spielen, Rätseln und Lernabenteuern.

  • Besonders Kinder mit Schulängsten oder Lernfrust profitieren von dieser positiven, spaßorientierten Lernerfahrung.

4. Visualisierung von Prozessen

  • Satzbau, Silbentrennung, Rechtschreibstrategien etc. lassen sich dynamisch darstellen und verändern.

  • Denkprozesse und Fehleranalysen können gemeinsam am Board nachvollzogen und diskutiert werden.

5. Kooperatives Arbeiten

  • Bei Gruppenförderung: Kinder können gemeinsam Inhalte erarbeiten und diskutieren – das fördert soziale Kompetenzen und Sprachentwicklung.


Praktische Vorteile

 

1. Schneller Zugriff auf digitale Materialien

  • Arbeitsblätter, Online-Spiele, Bilder, Videos oder Audios sind sofort verfügbar und kombinierbar.

  • Material kann direkt am Board verändert und gespeichert werden.

2. Dokumentation & Wiederverwendung

  • Lernfortschritte lassen sich dokumentieren (z. B. mit Screenshots), Inhalte können wiederverwendet oder angepasst werden.

  • Das fördert die transparente Lernstandsbeobachtung.

3. Flexibler Medieneinsatz

  • Integration von Apps, Lernsoftware, YouTube-Erklärvideos, digitalen Lesetexten, Audiodateien etc.

  • Besonders wirksam bei auditiven oder visuellen Lernpräferenzen.

4. Raum für kreative Methoden

  • Kinder können eigene Geschichten schreiben, Wörter erforschen, digitale Collagen gestalten – ideal für sprachtherapeutische Ansätze.


💡 Beispiel aus der Praxis

 

Ein Kind mit LRS übt die lautgetreue Schreibung über ein interaktives Silbenklatschspiel.

Es tippt Wörter an, hört sie, zerlegt sie mit bunten Silbenbögen und ordnet Bilder zu – eine sinnvolle Verbindung von Hören, Sehen, Sprechen und Motorik.

Fehler werden sofort markiert, der richtige Ablauf kann animiert wiederholt werden.


⚠️ Wichtige Hinweise zur Umsetzung

  • Das Smartboard ersetzt keine Beziehung oder Struktur – es ist ein Werkzeug, das pädagogisch sinnvoll eingebettet sein muss.

  • Nicht jedes Kind profitiert gleich – eine diagnosebasierte Auswahl von Tools und Medien ist wichtig.

  • Lerntherapeuten benötigen medienpädagogische Kompetenzen, um das Board sinnvoll einzusetzen.


 


1. Checkliste für den methodisch sinnvollen Einsatz eines Smartboards in der Lerntherapie

 

Frage Ziel / Begründung ✔️
Habe ich das Ziel der Stunde klar definiert? Nur dann ist der Einsatz didaktisch begründet.  
Unterstützt der Smartboard-Einsatz mein Förderziel (z. B. phonologische Bewusstheit, Satzbau etc.)? Medien sollen Lernprozesse nicht ersetzen, sondern gezielt stützen.  
Ist das Medium alters- und entwicklungsgerecht für das Kind ausgewählt? Jüngere Kinder profitieren eher von klaren, einfachen Interaktionen.  
Wird das Kind aktiv einbezogen (Tippen, Schreiben, Verschieben, Sprechen)? Interaktivität erhöht Lernwirksamkeit und Motivation.  
Habe ich alternative Wege eingeplant, falls das Medium überfordert oder ablenkt? Flexibilität ist zentral in der Lerntherapie.  
Nutze ich eine multisensorische Herangehensweise (Bild, Ton, Bewegung, Sprache)? Besonders wirksam bei LRS, AD(H)S, Wahrnehmungsstörungen.  
Ermöglicht das Board eine individuelle Anpassung des Materials? Lerntherapie erfordert Differenzierung.  
Wird das Lernergebnis dokumentiert oder gesichert (Screenshot, Ausdruck, Reflexion)? Zur Verlaufskontrolle und Elterngesprächen.  

 


🎯 2. Konkrete Übungen mit dem Smartboard (für Kinder mit LRS / Rechtschreibförderung)

 

🔠 Silbenschwingen interaktiv

  • Material: Wörter werden als Audiodatei vorgespielt.

  • Aufgabe: Das Kind tippt die Silben passend an, sie hüpfen animiert mit.

  • Ziel: Förderung der phonologischen Bewusstheit und Rechtschreibung.


📚 Wortarten-Farben-Spiel

  • Wörter erscheinen im Satzkontext auf dem Board.

  • Kind zieht Nomen, Verben, Adjektive in farbige Felder (z. B. blau/rot/grün).

  • Zusatz: Das Kind sagt laut, warum es sich für eine Wortart entschieden hat.

  • Ziel: Grammatikverständnis und Transferfähigkeit.


🧩 Satzglieder-Puzzle

  • Ein Satz wird in Bausteine zerlegt (Subjekt, Prädikat, Objekt).

  • Kind ordnet die Teile mit dem Finger neu und erfindet alternative Sätze.

  • Ziel: Sprachstruktur verstehen und flexibel anwenden.


📈 Fehleranalyse „Finde den Fehler“

  • Satz mit typischen Fehlern (z. B. Groß-/Kleinschreibung, Auslautverhärtung).

  • Kind markiert, verbessert und begründet den Fehler.

  • Variation: Vergleich Vorher/Nachher (Screenshot).

  • Ziel: Strategien zur Fehlererkennung und Selbstkorrektur stärken.


🎤 Lesetandem mit Textmarker

  • Kind liest einen Satz, Smartboard hebt synchron Silben/Farben hervor.

  • Mit Sprachaufnahme: Kind hört sich danach selbst.

  • Ziel: Leseflüssigkeit, Selbstwahrnehmung, Sinnerfassung.


„Wie das Smartboard gezielt in der Dyskalkulie-Förderung eingesetzt werden kann, erläutere ich in einem weiteren Beitrag.“

 

Hier gelangen Sie zum Beitrag

 

Liebe Grüße

 

Andrea Berghaus