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Sommerferien und Übergang ins neue Schuljahr


Warum dieses Thema wichtig ist

In wenigen Wochen starten die großen Sommerferien.

Die meisten Kinder freuen sich über die lange, schulfreie Zeit.

Als integrative Lerntherapeutin setze ich mich gezielt dafür ein, dass der Schulstart nach den Ferien für jedes Kind gut gelingt.

Viele Eltern fragen mich in meiner Praxis, wie ich die "lern freie Zeit" einschätze und ob der Übergang in den Schulalltag nach den Ferien gut gelingen kann. Die Fragen beziehen sich größtenteils auf die lange Lernpause, den veränderten Tagesablauf und die sehr frei verfügbare Freizeit der Kinder. All dies endet abrupt mit dem Schulbeginn – das stellt viele Kinder vor Herausforderungen.

In diesem Beitrag erläutere ich die Hintergründe dazu fachlich fundiert und praxisnah.


Beginnen wir erst einmal mit einer Grafik


Hier eine pädagogisch fundierte und klar strukturierte Antwort auf die Fragen zum Thema „Sommerferien und Übergang ins neue Schuljahr“ – ergänzt durch eine anschauliche Grafik.

Diese Grafik stellt die Erfahrungswerte der letzten Jahre als Lerntherapeutin dar.

Hierzu gab es Umfragen von Eltern, Lehrern und eigene Rückschlüssen meiner Arbeit.


Die Grafik sagt schon einiges aus, jedoch möchte ich mein Augenmerk nun auf die Möglichkeiten einer sinnvoll genutzten Sommerferienzeit setzen.


Sommerferien sinnvoll gestalten: wie der Übergang ins neue Schuljahr gelingt!

1. Lernrückgang in den Sommerferien: Der sogenannte "Sommerferieneffekt"

Die schulfreie Zeit ist für viele Kinder eine willkommene Erholung. Doch aus lernpsychologischer Sicht birgt sie auch Risiken. Studien belegen, dass während der Sommerferien vor allem basale schulische Kompetenzen, wie Lesen, Schreiben und Rechnen, nachlassen. Dieser Effekt wird international als "Summer Learning Loss" oder im deutschen Sprachraum als "Sommerferieneffekt" bezeichnet.

Wissenschaftlich belegt:

  • Kinder verlieren im Schnitt 20 bis 30 Prozent ihrer im Schuljahr erworbenen Rechenfertigkeiten.

  • Lesefertigkeiten nehmen ebenfalls ab, vor allem bei Kindern mit wenig Zugang zu Literatur oder Sprachvorbildern.

  • Der Verlust ist stärker bei lernschwachen und weniger geförderten Kindern.

Anschauliches Beispiel: Ein Drittklässler, der am Schuljahresende souverän zweistellige Zahlen subtrahieren konnte, macht nach sechs Wochen Pause vermehrt Rechenfehler, braucht länger oder ist verunsichert.


2. Konzentration und Lernfähigkeit in der Ferienzeit

Konzentration ist keine konstante Größe. Sie hängt stark vom Training, der Umgebung und innerer Motivation ab. In den Ferien ist das "Training" des Gehirns meist reduziert.

Wichtige neurobiologische Aspekte:

  • Die neuronalen Netzwerke für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Arbeitsgedächtnis (exekutive Funktionen) müssen regelmäßig aktiviert werden.

  • Kinder brauchen strukturierte, kognitiv fordernde Aktivitäten, um geistig flexibel zu bleiben.

  • Ein Zuviel an Bildschirmzeit kann exekutive Funktionen nachweislich schwächen.

Fazit: Ohne gezielte Impulse verliert das Gehirn an "Trainingsform", was den Wiedereinstieg in den Schulalltag erschweren kann.

 



3. Lerntherapie in den Ferien: Sinnvoll oder zu viel?



Viele Eltern fragen sich, ob eine lerntherapeutische Begleitung in der Ferienzeit nicht zu anstrengend für das Kind sei.

Die Antwort ist ein klares: Ja, sie ist sinnvoll – wenn sie individuell, spielerisch und ressourcenorientiert gestaltet wird.

 

Gründe für Lerntherapie in der Ferienzeit:

  • Kein Schulstress: Die Kinder sind entspannter und offener für Förderimpulse.

  • Routinen erhalten: Die Ferien verlieren an "Strukturleere", was den mentalen Übergang erleichtert.

  • Förderlücken gezielt schließen: Bestehende Schwächen in LRS, Rechenschwäche oder Konzentration können ohne Zeitdruck bearbeitet werden.

  • Stärkung der Selbstwirksamkeit: Erfolgserlebnisse in der Lerntherapie motivieren und bereiten Kinder emotional positiv auf das neue Schuljahr vor.

Praxisbeispiel: Ein Kind mit Rechenschwäche nutzt zwei Einheiten pro Woche zur Festigung des Mengenverständnisses – eingebettet in Bewegungsaufgaben mit Würfeln, Rechengeschichten oder Spielen im Freien.

 



4. Gestaltung der Sommerferien: So bleibt das Gehirn aktiv

Kinder brauchen Ferien. Aber Ferien müssen nicht gleichbedeutend mit "kognitiver Pause" sein. Vielmehr sollte es darum gehen, spielerisch, alltagsnah und ohne Druck Lern- und Denkprozesse zu erhalten.

Pädagogische Empfehlungen für Eltern und Fachkräfte:

 

Bereich Anregung
Sprache & Lesen Vorlesen, Hörbücher hören, ein Ferien- oder Erlebnistagebuch schreiben
Mathematik Rechenspiele, Backrezepte umrechnen, Rechenschritte bei Ausflügen üben
Konzentration Memory, Puzzle, Suchbilder, Brettspiele, meditative Bewegungsübungen
Kreativität Bastelprojekte, Comic zeichnen, Naturtagebuch führen
Struktur Sanfte Tagesstruktur einhalten (z. B. Essenszeiten, Schlafrhythmus)
Bewegung Naturerlebnisse, Balancier- oder Koordinationsspiele für geistige Frische

 


5. Erfolgreicher Übergang ins neue Schuljahr: Wie gelingt er?

Der Schulstart ist für viele Kinder mit Anspannung verbunden. Um diesen sanft zu gestalten, braucht es emotionale, kognitive und organisatorische Vorbereitung.

Konkrete Schritte für einen gelungenen Übergang:

  • Ab Woche 5 der Ferien: Schrittweise Rückkehr zur Alltagsstruktur (Aufstehzeiten, Essenszeiten)

  • Positive Gespräche über die Schule: Erinnerungen an gelungene Situationen, Vorfreude auf Freunde

  • Materialien gemeinsam vorbereiten: Federmappe, Heftumschläge, Schulweg üben

  • Ziele gemeinsam formulieren: "Dieses Jahr möchte ich mehr Ordnung halten..."

  • Eventuelle Ängste thematisieren: Was ist dieses Jahr neu? Wer kann helfen?

  • Letzte Ferienwoche nutzen: Lerntherapeutische Reflexion, Zielarbeit, Motivationsspiele


6. Fazit: Ferien als Lernchance begreifen

Die Sommerferien müssen kein Bruch im Lernprozess sein. Mit kreativen Impulsen, leichter Struktur und ggf. professioneller Begleitung durch eine Lerntherapeutin können sie zur Zeit des Wachsens und Reifens werden – kognitiv, emotional und sozial.

Gerade Kinder mit Lernschwierigkeiten profitieren davon, wenn die Ferienzeit gezielt, aber spielerisch genutzt wird, um Sicherheit und Motivation für das neue Schuljahr aufzubauen.

 


Falls Sie Fragen oder Anregungen haben, habe ich stets ein offenes Ohr!

Liebe Grüße

Andrea Berghaus