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Pubertät – Was geschieht mit unseren Kindern?



1. Was ist die Pubertät eigentlich?

 

Die Pubertät ist eine natürliche Lebensphase, in der Kinder zu Jugendlichen und schließlich zu jungen Erwachsenen heranreifen.

Sie ist ein Übergang – körperlich, seelisch und sozial.

Die Pubertät beginnt etwa zwischen dem 9. und 13. Lebensjahr und dauert unterschiedlich lang. Jungen sind häufig etwas später dran als Mädchen.


2. Sinn und Zweck der Pubertät

 

Die Pubertät ist biologisch notwendig, um die Fortpflanzungsfähigkeit zu erreichen und sich vom Elternhaus zu lösen.

Gleichzeitig ist sie auch eine Phase der Identitätsfindung: Wer bin ich? Was macht mich aus? Wo gehöre ich hin? Die Suche nach Autonomie, die Loslösung von den Eltern, das Ausprobieren von Rollen und Grenzen – all das gehört zur Reifung.


3. Körperliche Prozesse

Der Körper verändert sich oft schneller als das seelische Erleben mithalten kann:

  • Hormonumstellung: Sexualhormone wie Östrogen (Mädchen) und Testosteron (Jungen) werden vermehrt produziert.

  • Wachstumsschübe: In kurzer Zeit wachsen Kinder manchmal bis zu 10 cm im Jahr.

  • Geschlechtsmerkmale: Schamhaar, Brustentwicklung, Stimmbruch, Regelblutung oder erster Samenerguss beginnen.

  • Haut und Körpergeruch: Die Talgproduktion steigt, wodurch Pickel entstehen können. Der Körpergeruch verändert sich.

  • Verändertes Schlafverhalten: Jugendliche sind abends länger wach und morgens schwerer aus dem Bett zu bekommen – ein biologischer Rhythmus!


4. Seelische Prozesse

Die Seele macht eine intensive Achterbahnfahrt:

  • Identitätssuche: Wer bin ich ohne meine Eltern?

  • Stimmungsschwankungen: Hormone und emotionale Überforderung führen zu starken Reaktionen.

  • Rückzug & Nähe: Einerseits möchten Jugendliche unabhängig sein, andererseits suchen sie unbewusst weiterhin Halt.

  • Wert- und Normenkonflikte: Elternmeinung wird häufiger hinterfragt oder abgelehnt.

  • Verunsicherung: Veränderungen am Körper können Scham und Unsicherheit auslösen.


5. Unterschied Junge – Mädchen

Bereich Mädchen Jungen
Beginn der Pubertät meist früher (ab 9–11 Jahre) meist später (ab 11–13 Jahre)
Körperliche Veränderungen Brustentwicklung, Menstruation Stimmbruch, Bartwuchs, Muskelaufbau
Hormonelles Hauptsystem Östrogen Testosteron
Emotionale Themen häufiger Selbstzweifel, soziales Vergleichen Häufige Aggression, innerer Druck
Verhalten Rückzug, emotionale Tiefe Grenzen testen, stärkere Rebellion

 



Der Ablöseprozess in der Pubertät – zwischen Nähe und Autonomie


1. Warum müssen sich Jugendliche ablösen?

Die Ablösung von den Eltern ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Jugendliche müssen lernen, eigene Werte, Meinungen und Entscheidungen zu entwickeln, um als Erwachsene ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dazu gehört auch, sich innerlich und äußerlich von der elterlichen Fürsorge zu distanzieren.


2. Wie äußert sich die Ablösung?

Der Prozess ist geprägt durch Widersprüche:

  • Autonomiebestrebung: Jugendliche wollen vieles selbst entscheiden – Kleidung, Freunde, Medien, Meinungen.

  • Infragestellen der Eltern: Eltern werden kritischer gesehen. Jugendliche testen Grenzen, fordern Diskussionen und stellen Autoritäten infrage.

  • Rückzug: Kinder ziehen sich ins eigene Zimmer zurück, wollen weniger Zeit mit der Familie verbringen.

  • Rebellion: Ablehnung elterlicher Regeln kann laut oder still erfolgen – von provokantem Verhalten bis zur Sprachlosigkeit.

  • Trotzdem Nähe suchen: Wenn es schwierig wird, brauchen Jugendliche die elterliche Sicherheit und Zuwendung – auch wenn sie das oft nicht zeigen.


3. Innere Vorgänge im Jugendlichen

  • Identitätsentwicklung: Wer bin ich – ohne meine Eltern? Jugendliche bilden ein eigenes Selbstbild.

  • Loslösung mit Schuldgefühlen: Viele Jugendliche haben unbewusst Schuldgefühle, wenn sie sich abgrenzen – „Darf ich das überhaupt?“

  • Ambivalenz: Nähe und Distanz wechseln sich ab. Jugendliche können an einem Tag Mama brauchen – und am nächsten ablehnen.


4. Was erleben Eltern in dieser Zeit?

  • Verlustgefühle: Das ehemals anhängliche Kind zieht sich zurück – das kann traurig machen.

  • Sorge: Eltern sehen, wie das Kind Fehler macht, aber wissen, dass sie es lassen müssen.

  • Ohnmacht: Die eigene Einflussnahme wird geringer, Reaktionen der Jugendlichen unberechenbarer.

  • Fragen nach dem eigenen Elternsein: „Habe ich alles richtig gemacht?“ – eine häufige Frage in dieser Phase.


5. Wie kann Ablösung gut gelingen?

 

Für Jugendliche:

  • Mut zur Eigenständigkeit entwickeln

  • Eigene Entscheidungen treffen – und Fehler machen dürfen

  • Gefühle zulassen und benennen lernen

Für Eltern:

  • Loslassen ohne Fallenlassen

  • Zuhören statt Ratschläge aufzwingen

  • Grenzen setzen mit Respekt und Nachsicht

  • Vertrauen schenken – auch wenn es schwerfällt

  • Reaktionen nicht persönlich nehmen


6. Meine Sicht als Lerntherapeutin – Andrea Berghaus

„Ich beobachte häufig, wie sehr Jugendliche unter dem Druck stehen, selbstständig sein zu müssen, obwohl sie innerlich noch nach Halt suchen.

In meiner Praxis erlebe ich, wie wertvoll es ist, diesen Jugendlichen einen neutralen Raum zu geben – frei von Erwartungen, aber voller Zugewandtheit.
Der Ablöseprozess darf widersprüchlich sein.

 

Wichtig ist:

Die Verbindung zu den Eltern darf sich verändern, aber sie muss nicht abbrechen.

"Eltern bleiben wichtig – nur in neuer Rolle.“


 

Mögliche Ansprechpartner zu diesem Thema:

 

Gummersbach, NRW, Deutschland
kostenfreie, vertrauliche Eltern‑, Jugend‑ und Familienberatung service.obk.de
Wipperfürth, NRW, Deutschland
Eltern‑, Kinder‑ und Jugendberatung, offene Sprechstunde caritas.erzbistum-koeln.de
Gummersbach, NRW, Deutschland
vor Ort und Online‑Beratung bei Pubertäts‑ und Erziehungsfragen caritas.de
Wiehl, NRW, Deutschland
ehrenamtliche Begleitung, Gruppenangebote, Eltern‑Support engelskirchen.de
Gummersbach, NRW, Deutschland
Kurse, praktische Entlastung, Erziehungskompetenz stärken kinderschutzbund-oberberg.de

🧭 Kurzübersicht der Anlaufstellen

 

1. Der Baumhof – Beratungsstelle (Gummersbach)

2. Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle (Wipperfürth)

3. Caritas Familien- & Erziehungsberatung (Gummersbach)

4. LEBENSFARBEN e.V. (Wiehl)

5. Kinderschutzbund Oberberg e.V. (Gummersbach)


🛠️ Orientierungshilfe – welche Stelle passt?

Anliegen Empfehlung
Konflikte zu Hause, Unsicherheit in Erziehung Baumhof oder Herbstmühle
Spezifisch Pubertät, Online-Zugang gewünscht Caritas Online-Beratung
Langfristige, ehrenamtliche Begleitung LEBENSFARBEN e.V.
Kurse & praktische Elternstärkung Kinderschutzbund Oberberg

 


Abschließender Gedanke von mir:

 

Als integrative Lerntherapeutin und erfahrene Wegbegleiterin sehe ich oft, wie verunsichert Eltern und Jugendliche in dieser Lebensphase sind.

 

Wichtig ist:

 

Kein Kind muss „funktionieren“.

Jedes Kind darf fühlen, suchen, sich verändern und auch mal überfordert sein. Wenn Eltern oder Fachkräfte Halt brauchen, bin ich gerne ansprechbar.

In meinem Familienatelier „wundersam wirkend“ begleite ich auch durch diese wichtige Zeit – mit Respekt, Offenheit und einem tiefen Vertrauen in die Kraft der Entwicklung.

 

🌿 Andrea Berghaus
Integrative Lerntherapie & Entwicklungsbegleitung
www.wundersam-wirkend.de