Autoaggressionen und selbstverletzendes Verhalten bei Kindern



In meiner Praxis werde ich immer wieder von Eltern auf das Thema selbst verletzendes Verhalten oder Autoaggressionen bei Kindern angesprochen.

Viele sind zunächst schockiert oder ratlos – und gleichzeitig voller Sorgen und Fragen:

 

Warum tut mein Kind sich selbst weh?

Wie ernst ist das? Was kann ich tun?

 

 

Mit diesem Leitfaden möchte ich Ihnen als Eltern einen verständlichen Einblick in dieses herausfordernde Verhalten geben.

Ich erläutere, worum es dabei geht, wie Sie Warnzeichen erkennen können, welche Ursachen eine Rolle spielen – und wie Sie Ihr Kind liebevoll, klar und stärkend begleiten können.


2. Was versteht man unter Autoaggressionen und selbst verletzendem Verhalten?

 

Unter Autoaggressionen versteht man, dass sich ein Mensch gezielt selbst verletzt oder gegen sich selbst richtet, z. B. durch:

  • Sich selbst schlagen, beißen, kneifen oder kratzen

  • Mit dem Kopf gegen die Wand schlagen

  • Nägel oder Haare ausreißen

  • Sich ritzen oder Gegenstände gegen den eigenen Körper drücken

Bei Kindern geschieht dies oft nicht aus dem Wunsch heraus, sich zu zerstören, sondern als Ausdruck innerer Not:

 

🔹 Emotionale Überforderung
🔹 Unterdrückte Wut, Angst oder Trauer
🔹 Ein Gefühl von Hilflosigkeit oder innerer Leere
🔹 Unfähigkeit, sich verbal auszudrücken
🔹 Bedürfnis nach Kontrolle, Beruhigung oder Aufmerksamkeit


3. Woran erkennen Eltern selbstverletzendes Verhalten?

 

Eltern sollten auf folgende Anzeichen achten:

Körperliche Spuren:

  • Häufige Kratzer, Bissspuren, blaue Flecken an ungewöhnlichen Stellen

  • Narben oder frische Wunden ohne nachvollziehbaren Unfall

Verhaltensänderungen:

  • Rückzug, Schweigen oder Wutausbrüche ohne ersichtlichen Grund

  • Vermeidung von Berührungen oder kurzen Hosen/T-Shirts (Wunden verstecken)

  • Schlafstörungen, Angstträume, Leistungsabfall

Sprache und Stimmung:

  • Aussagen wie: „Ich hasse mich“, „Ich bin schuld“, „Ich will weg“

  • Tiefe Selbstzweifel, Schuldgefühle, übermäßige Angst zu versagen

 

💡 Wichtig: Nicht jede Verletzung ist gleich ein Zeichen für Autoaggression. Aber wenn Sie wiederholt solche Hinweise bemerken, ist es Zeit, genauer hinzusehen.


4. Wie können wir als Eltern unser Kind gut unterstützen?

 

Selbstverletzendes Verhalten ist kein „böses“ Verhalten, sondern ein Hilferuf. Kinder brauchen in solchen Momenten kein Schimpfen, sondern einen geschützten Raum, in dem sie spüren: Ich werde gesehen und verstanden.

Was Sie tun können:

Ruhe bewahren – keine Panik, kein Schreien
Verständnis zeigen: „Ich sehe, dass es dir gerade nicht gut geht.“
Offen bleiben: „Möchtest du mir zeigen oder sagen, was los ist?“
Körperliche Nähe zulassen, wenn es das Kind möchte


Konkrete Übungen für zu Hause:

 

🧸 Wut-Kissen
→ Ein Kissen, auf das das Kind schlagen darf, wenn es Wut spürt.
💬 Begleitende Worte: „Deine Wut darf raus – aber ohne dir weh zu tun.“

🎨 Gefühle-Malen
→ Lass dein Kind Farben wählen für „Wut“, „Trauer“, „Angst“ etc. und male sie gemeinsam auf ein Blatt.
💬 „Welche Farbe ist heute besonders groß in dir?“

🧘 Beruhigungsbox basteln
→ Gemeinsam eine kleine Kiste gestalten mit Dingen, die beruhigen: Igelball, Duftöl, Gummiband zum Schnipsen, Hörspiel-Kopfhörer, Knete, etc.
💬 „Wenn es dir schlecht geht, nimm dir deine Box. Du bist nicht allein.“

📖 Gefühlstagebuch führen
→ Jeden Tag 3 Sätze ausfüllen:

 

  • Heute war schön, weil …

  • Schwer war für mich …

  • Ich wünsche mir für morgen …


5. An wen können sich Eltern im Oberbergischen Kreis wenden?

 

🟦 Andrea Berghaus – Praxis „Wundersam wirkend“
Integrative Lerntherapie & Familienberatung
📍 Lindlar
🌐 www.wundersam-wirkend.de
📧 info@wundersam-wirkend.de

🟧 Erziehungsberatungsstelle des Oberbergischen Kreises
📍 Gummersbach: Tel. 02261 88-5191
📍 Wipperfürth: Tel. 02267 88-5161
🌐 www.obk.de/erziehungsberatung

🟨 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie – Gummersbach
📍 Tel. 02261 17-1555
🌐 www.klinikum-oberberg.de

 

🟩 Nummer gegen Kummer – Kinder- und Jugendtelefon:
📞 116 111 (kostenfrei, anonym)


6. Sind wir als Eltern schuld an diesem Verhalten?

 

Nein!
Autoaggressionen entstehen aus einem komplexen Zusammenspiel aus Veranlagung, Umwelt, Stress, emotionalem Druck – und sind kein Beweis für elterliches Versagen.

 

Wichtig ist nicht, was war, sondern was Sie jetzt tun können.
Und darin liegt Ihre Stärke: Gemeinsam mit Ihrem Kind den Weg in die Heilung zu gehen.


Als integrative Lerntherapeutin und erfahrene Familienberaterin unterstütze ich Sie achtsam, lösungsorientiert und ressourcenstärkend. Gemeinsam finden wir Wege, wie Sie Ihr Kind liebevoll begleiten – und selbst wieder Kraft und Klarheit gewinnen.

 

 

🧡 Ihre Andrea Berghaus


„Wundersam wirkend“ – Praxis für Familien & Entwicklung