
In meiner Arbeit mit Kindern liegt mir eines besonders am Herzen:
Den Mut zum Sprechen zu stärken und die Freude an Sprache zu wecken.
Denn Sprache ist weit mehr als Worte – sie ist ein Schlüssel zur Welt, zum Miteinander und zur eigenen Persönlichkeit.
Ein besonderes Hilfsmittel: Mein Aquarium
In meiner Praxis steht ein großes, lebendiges Aquarium.
Bunte kleine und große Fische, Babyfische, schillernde Farben und immer neue Entdeckungen – das Aquarium ist für die Kinder ein Ort voller Staunen.
Oft setzen sie sich einfach davor, beobachten die Fische und entdecken dabei unzählige Details. Dieses natürliche Interesse ist die perfekte Grundlage, um die Sprachentwicklung spielerisch zu
fördern.
Die Methode: Blubbern statt Sprechdruck
Viele Kinder spüren im Alltag einen gewissen Druck, etwas richtig sagen zu müssen.
Dieser Druck kann blockieren – besonders bei Kindern, die unsicher sind oder schon negative Erfahrungen mit dem Sprechen gemacht haben.
In meiner Praxis nutze ich deshalb eine kreative, sprachheilpädagogische Methode:
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Ich habe einen gesäuberten, nur für ein Kind verwendeten Schlauch (Hygiene ist sehr wichtig).
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Ein Ende des Schlauchs kommt ins Aquarium.
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Die Kinder pusten unterschiedlich stark Luft hinein – nur hinein, niemals herausziehen oder ansaugen.
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Im Aquarium entstehen dabei Blubberblasen, die die Aufmerksamkeit fesseln.
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Ich halte das andere Ende des Schlauchs ans Ohr und tue so, als würden die Fische antworten.
Manchmal bewegen sich auch kleine Bälle im Wasser durch den Luftstrom – ein zusätzlicher Reiz, der Kinder fasziniert und zum Mitmachen
anregt.
Die Kinder fangen oft an, selbst zu „blubbern“ – sie produzieren Töne ohne Sprechdruck und genießen das Experimentieren mit Lauten.
Warum das so wertvoll ist
Diese spielerische Interaktion bringt gleich mehrere Vorteile:
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Mut zum Mitmachen
Kinder trauen sich, weil sie nicht sofort korrekt sprechen müssen.
Sie können Geräusche ausprobieren, ohne Angst vor Fehlern. -
Förderung der myofunktionellen Funktion
(Myofunktionelle Funktion bedeutet das Zusammenspiel von Lippen, Zunge, Wangen, Gaumen und Kiefer beim Sprechen, Schlucken und Atmen.)
Durch das Blubbern trainieren die Kinder ihre Mundmotorik, stärken die Lippenmuskulatur und verbessern die Koordination von Atmung und Lautbildung – eine wichtige Grundlage für klares Sprechen. -
Sprachfreude und Wortschatz
Sobald die Kinder sich wohlfühlen, beginnen sie von selbst, über die Fische zu erzählen:
„Der ist groß!“ – „Der ist gelb!“ – „Guck mal, Babyfische!“
So entstehen Gespräche, die Wortschatz, Grammatik und Ausdruck fördern. -
Interesse als Motor
Kinder lernen am besten, wenn sie neugierig sind.
Das Aquarium bietet ständig neue Beobachtungen – und damit neue Anlässe zum Sprechen.
Mut als Schlüssel zum Spracherwerb
Mut ist ein entscheidender Faktor beim Spracherwerb.
Viele Kinder, die sprachlich unsicher sind, haben Angst, ausgelacht zu werden oder „etwas falsch zu sagen“.
In meiner Praxis erlebe ich, wie wichtig es ist, diesen Druck zu nehmen.
Durch das gemeinsame Blubbern entsteht eine entspannte, humorvolle Atmosphäre – das Eis bricht, und plötzlich kommen die Worte wie von selbst.
Wenn Kinder merken:
„Hier darf ich ausprobieren. Hier wird gelacht. Hier ist es nicht schlimm, wenn es nicht perfekt klingt.“
– dann wächst ihr Selbstvertrauen.
Und dieses Selbstvertrauen ist die Basis für dauerhafte sprachliche Entwicklung.
Mein Ziel in der Arbeit mit den Kindern
Mit der Aquarium-Methode und anderen spielerischen Ansätzen möchte ich erreichen, dass die Kinder:
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Freude an Sprache entwickeln
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ihren Mut stärken
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ihre Aussprache verbessern
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die myofunktionelle Funktion trainieren
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in einer wertschätzenden Umgebung wachsen können
In meiner Praxis ist Sprache immer lebendig, beweglich und voller Möglichkeiten – genau wie die bunten Fische im Aquarium.
Liebe Grüße
Andrea Berghaus