Hans (Name geändert) ist sechs Jahre alt und kommt dieses Jahr in die Schule.
Es gibt Verhaltensweisen, die so manchen Erwachsenen auf die Palme bringen.
Er beobachtet seine Umgebung sehr genau und im richtigen Moment greift Hans (Name geändert) ein.
Das Resultat sind Abwehrreaktionen aus vielfältigen Richtungen.
Alle Blicke sind auf Hans (Name geändert) gerichtet - auch meiner.
Hans (Name geändert) greift über und überschreitet Grenzen.
Die Grenzen sind für ihn nicht greifbar und es fehlt der gute Sinn und der gute Zweck im Einhalten dieser Grenzen.
Warum sollen wir Grenzen und Regeln halten, wenn sie nichts bringen?
Hans (Name geändert) würde sich etwas wünschen, jedoch bleibt dieser Wunsch unerfüllt.
Er beobachtet weiter seine Umgebung und im richtigen Moment greift er ein.
Eines Tages kommt es zu einem "gemeinsam gewünschten" und "positivem" Kontakt zwischen uns.
Hans (Name geändert) mag sich fragen, was das soll und was ich mir von ihm wünsche.
Er erzählt, wie er die Sandburgen von Kindern zerstört hat und lacht mich dabei unsicher wirkend an.
Meine Frage dazu war nur eine: " Und dann? Wie ging es weiter?"
Hans (Name geändert) sieht mich verwirrt an und antwortet: "Sie haben die wieder aufgebaut."
Meine Antwort: "Ok, sie haben die Burg wieder aufgebaut. Was wäre, wenn wir diese dann Burg erneut zerstören?" (Betonung auf WIR).
Hans (Name geändert): "Die würden sie dann wieder aufbauen."
Ich antworte daraufhin: "Ok, das ist so wie bei den Ameisen. Denen ist ihre Burg so wichtig, dass sie diese immer wieder aufbauen, egal wie oft sie beschädigt wird. Warum machen Ameisen das?"
Hans (Name geändert) überlegte mit mir zusammen, warum Ameisen so viel Kraft in ihr gemeinsames Ziel setzen und wir begannen gemeinsam etwas gedanklich "aufzubauen".
Weitere Tage vergingen und Hans (Name geändert) hatte einen Filter mit Sand in seinen Händen.
Ich hielt ihm meine geöffneten Hände unter diesen Filter und der Sand lief über meine Hände.
Als ich meine Augen schloss, erzählte ich ihm, wie gut es mir tut, wenn dieser Sand über meine Hände rieselt.
Hans (Name geändert) sah mich irritiert an und ich sagte ihm, dass dieses Sand rieseln von ihm mir sehr gut täte und es jetzt auch meinem Herz sehr gut ginge.
Hans (Name geändert) blickte verlegen an Seite und hörte weiterhin sehr aufmerksam zu.
Ich nahm meine Uhr, schaltete das EKG ein und er sah die Zacken auf dem Display.
"Hans (Name geändert), schau, wie gut du meinem Herz getan hast."
Hans (Name geändert) blickte auf das Display und ihm traten die Tränen in die Augen.
Er sah mich an und fragte: "Zeigst du das mir auch mal, wenn es dir nicht gut geht?"
"Ja", antwortete ich und er schien sich in diesem Gespräch wieder gefunden zu haben.
Hans (Name geändert) wünscht sich
- wahrgenommen zu werden
- angenommen zu werden
- akzeptiert zu werden
- unterstützt zu werden
- gemocht zu werden
- eingebunden zu werden
- vieles mehr
Hans (Name geändert) hat Wünsche, wie jeder Mensch auf dieser Erde, jedoch fehlen ihm oft die Worte und die Ideen, mit anderen Kindern in eine Verbindung zu kommen.
Hans (Name geändert) hat für sich erfahren, dass seine Handlungen, seine Art mit anderen in den Kontakt zu treten, von "Beobachtern" und "Beteiligten" als "anstößig" gewertet werden und demzufolge oft auf Ablehnung stößt.
Je häufiger er dies erlebt, desto deutlicher wird seine Art und Weise des eigenen Ausdrucks und desto stärker wird die Ablehnung zur "Frustration" und zur "Rebellion".
Findet eine dritte Ebene und lasst etwas anderes in den Vordergrund treten.
Wenn ein Kind tritt, dann fragt, was wohl ein Käfer tun würde, um sich vor einem Tritt zu schützen.
Wenn es einem Kind nicht gelingt, soziale Kontakte mit anderen Kindern aufzunehmen, dann setzt Stellvertreter ein, mit denen sich das Kind lernt auszudrücken.
Hierzu können Rollenspiele hilfreich sein und auch ein Lego Auto kann sich plötzlich in ein sprechendes Wesen verwandeln.
Die Sensibilität für sich selber ist Voraussetzung für einen guten Kontakt zu Mitmenschen!
Jeder hat "gute" Gründe, sich von seinen Mitmenschen zurück zu ziehen und in den "Selbstschutz" zu gehen.
Ein "schwer traumatisiertes Kind kam über eine ganze Zeit hinweg zu mir in die Therapie und sagte nach vielen gemeinsamen "Momenten":
"Andrea, ich habe die erste Freundin in meinem Leben."
Als ich fragte, wen sie meine, antworte sie: "Baura".
Baura ist mein Pferd!
- Baura sieht und hört dich
- Baura fühlt dich
- Baura spürt deine Stimmung und deine Gefühle
- Baura nimmt dich an, ohne Vorbehalte
- Baura hält den Kontakt zu dir, auch wenn sich andere von dir abgewandt haben
- Baura zeigt ihr Gefühl, spiegelt deine Stimmung und lässt sich auf dich ein
- Baura gibt dir Mut, Zuversicht und Zutrauen
PS:
Der Kontakt mit meinem Pferd fand im Rahmen der "Therapie" statt und wurde stetig von mir therapeutisch begleitet.
Dies gelingt auch nur so gut, weil mir Baura seit über 20 Jahren "blind" vertraut.
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