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Mein Kind steigert sich in etwas hinein



Alles fühlte sich entspannt an und wir begannen den Urlaub zu genießen.

Plötzlich schrie Hannes lauthals los und wir machten uns sofort auf den Weg zu ihm.

Hannes hat sich weh getan und schrie aus vollem Halse.

Wir taten direkt alles, um den Schmerzpunkt zu finden, um Hilfe zu leisten.

Neben dem Schreien, gelangen Worte aus seinem Munde, die uns erstaunten: "Ich will nach Hause"!


Sofort war das Kühlkissen da und eine Geschichte über den Bären.

Man setzte sich sofort hin und erzählte diese Geschichte so laut, dass dieses Schreien übertönt wurde.

War es der Schmerz?

War es etwas anderes?

Es war im Schreien zu Hören: "Ich will nach Hause"!


Hannes zeigte Kraft in seiner Ausdrucksart und man versuchte mit einer vorgelesenen Geschichte dieser Kraft entgegenzuwirken.

Der Fokus lag auf Trost, jedoch wurde Hannes immer deutlicher.

Er weinte und sagte immer wieder, dass er nach Hause möchte.

Das Weinen und das Hören der Geschichte wirkte etwas diffus.

Die Lautstärke wurde auf beiden Seiten angehoben und man hörte nur noch ein durcheinander von Stimmen.

 


Wie ging es weiter?

Das weiß ich leider nicht, weil mir das Weinen zu viel wurde und ich mich auf den Weg zu Strand machte.

Worum ging es hier eigentlich?

Es ging um dreierlei Bedürfnisse:

1) Schmerzen

2) Heimweh

3) Trösten


Was können wir aus solchen Situationen rückschließen?

1)  Kinder drücken sich auf eine direkte Art und Weise aus.

2)  Kinder bringen eine Deutlichkeit in ihr Anliegen zum Ausdruck.

3)  Kinder können sehr nachhaltig und ausdauernd sein.

4)  Kinder können Trostangebote ganz klar ablehnen und sich in ihrem "Bedürfnis" wieder finden.

 


Welche Einsichten gibt es für uns, dem Kind eine Unterstützung zu sein?

1) Egal um was es geht, es besteht ein Bedürfnis.

2) Egal ob es richtig oder falsch ist, der Wille ist da.

3) Die Kraft geht in die Erfüllung des eigenen Bedürfnisses, egal, wie wir dazu stehen.

4) Alle Ablenkung bringt nur Aufschub!


Welche Möglichkeiten gibt es für uns, dem Kind eine Unterstützung zu sein?

1) Beobachten: "Was ist passiert? Liegt eine Dringlichkeit vor? Kind zu sich holen."

2) Neugierig sein: "Was ist dir passiert? Wie geht es dir? Was hilft dir?"

3) Annahme: "Ok, ich habe verstanden, es tut dir etwas weh und du möchtest nach Hause."

4) Rückfrage: "Habe ich das richtig verstanden?"

5) Wiederholung: "Wenn ich dich richtig verstanden habe, tut dir dein Arm weh und du möchtest nach Hause. Ist das richtig?"

6) Als erstes versorgen wir deine Wunde!

7) Klarheit schaffen: "Ich habe verstanden, dass du Schmerzen hast und nach Hause möchtest.

Es mag auf für dich gute Gründe geben, zu Hause zu sein.

Dies verstehe ich.

Wir sind hier zusammen im Urlaub und es wird nicht möglich sein, jetzt nach Hause zu fahren.

Wenn ich etwas gutes für dich tun kann, lass es mich wissen!


Das Kind befand sich in einer Situation, in der unterschiedliche Bedürfnisse zusammen kamen.

Es hat sich weh getan und aus dieser Situation heraus sein Bedürfnis lauthals vertreten.

Man hat nun die Möglichkeit sich ausschließlich auf den Sachverhalt (Verletzung) zu beziehen, oder das Kind ganzheitlich in seinem Gefühl wahrzunehmen und dies zurück zu melden.


Wenn ein Kind eine Rückmeldung seiner Gefühle und Anliegen erhält, dann erfährt es:

  1. Wir hören ihm zu.
  2. Wir versuchen den Gedanken und den Wunsch zu verstehen und klar in Worten wieder zu geben .
  3. Wir stellen uns als "beteiligt" dar und bieten eine "Verbindung".
  4. Wir äußern dass wir dieses Gefühl wahrnehmen.                                                                                            "Erkenne und erlebe an dem was du tust, dass du sehr aufgebraucht bist".
  5. Wir nehmen das Gefühl an: "Es ist ok, dass du dieses Gefühl hast. Es wird dir keiner absprechen. Mir geht es jetzt darum, mit dir zusammen zu überlegen, was dir in diesem Moment eine Unterstützung sein kann!"

Das was ist da von mir gebe hört sich alles wie gekauter Kaugummi an, ich weiß!

Im Ganzen geht es darum, dem Kind die Chance zu bieten, aus seiner "Rolle" wieder heraus zu kommen.

Wir geben dem Kind das Gefühl, dass sein Ausdruck seiner Empfindungen in Ordnung ist und man dazu bereit ist, einen gemeinen Weg zu beschreiten.

 

Ein Kind kann sich nicht kooperativ zeigen, wenn es sich selber in einem Gefühlschaos befindet.

Je mehr wir versuchen abzulenken, desto größer kann der Widerstand werden.

Das Gefühl anzunehmen heißt nicht, sich mit einem Wunsch einverstanden zu erklären.

Dies kann man ganz klar voneinander trennen:

 

"Du schreist laut und trittst um dich.

Du scheinst wirklich sauer oder auch wütend zu sein.

Kann es sein, dass du mit dem oder jenen nicht einverstanden bist?

Habe verstanden.

Es ist ok, dass dich das wütend macht.

  1. Lass uns zusammen überlegen, wie wir das meistern.
  2. Lass uns überlegen, wie dir das am besten gelingt.
  3. Was macht dich denn so wütend daran?
  4. Es gibt Dinge, die sich nicht ändern lassen- wir können aber gemeinsam an der Lösung wirken.

Falls das Verhalten des Kindes oder Jugendlichen so originell wird, dass keiner dieser Ideen fruchtet, dann meldet euch bitte (kostenfrei und unverbindlich) bei mir.

Jede Situation ist so einzigartig, dass auch ich sie nicht in einem Bericht erfassen kann.

Liebe Grüße,

Andrea Berghaus


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