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Die phonologische Bewusstheit



Henry, zwei Jahre alt, plappert seiner Oma alles nach.

Je nachdem, welche Stimm und Tonlage Oma wählt, desto intensiver fällt sein Quitschen aus.

Plötzlich kommt Opa zur Türe heraus.

Henry`s Augen weiten sich und er ruft begeistert:"Opa".

Kurzerhand wendet er sich wieder Oma zu und plappert los.



Was hat dies mit der phonologischen Bewusstheit zu tun?

Phonogeräte waren früher alle Geräte, die den gewollten Schall erzeugten, zB. Radio und Plattenspieler.Phonogeräte,Phonoeingang, Phonoausgang.

Also scheint es um Töne zu gehen?

Der Ton ist ein Segment der Sprache.

Wenn ich Opa sage, dann sind dies aufeinander folgende Phomeme, die durch Grapheme dargestellt werden.

Ich sage O P A

Jeder Buchstabe stellt einen Ton dar und dieser wird wie Schall in die Luft gegeben, gehört, zugeordnet und verstanden?

 

 



Mir sitzt ein Japaner gegenüber und ich rufe Opa.

Er hört es, er sieht mich an und schüttelt den Kopf.

Es scheint keine Verbindung zwischen dem was ich gesagt habe und dem was verstanden wurde.

Er hat zwar die Laute gehört, konnte sie aber nicht vernetzen.

Kinder vernetzen das Gehörte.

Es wird oftmals gehört, es wird auf das Objekt gezeigt und gelobt wenn es nachgesprochen und verstanden wurde.

So fängt das Kind an, unsere Sprache in Anlehnung zu erfassen.

Wie sieht es mit dem Begreifen und der Wiedergabe aus?


Zum Teil bedarf es logopädischer Inhalte und Hintergründe.

Dies würde hier meine Webseite sprengen.

Zurück zur "phonologischen Bewusstheit".

Was soll denn das nun heißen?

Wir Erwachsene sind der Sprache mächtig.

Wir sind in der Lage einen Laut und Ton Aaaaa einem Buchstaben "A" zuzuordnen.

Wir haben ein Bild von einem A und können viele Wörter benennen, die Mit einem A anfangen oder enden.

Wir können Silben zusammen fügen und all unsere Gedanken in Worte fassen.

Hier ein Auszug aus dem, was man im Rahmen der "Frühdiagnostik so alles schafft:


  1. Laut-Wort Zuordnung: Kommt F in Affe vor?
  2. Positionsbestimmen eines Lautes: Befindet sich das F in Affe am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes?
  3. Wort zu Wort Zuordnung : Ist der Anfang von Auto und Affe gleich?
  4. Erkennen von Reimen: Reimen sich Sand und Wand?
  5. Erkennen von Alliterationen: Welches von den folgenden Wörtern ist den anderen unähnlich: Saft- Salz- Pfand-Sand?
  6. Isolieren eines Lautes: Was ist der erste Laut in Rose?
  7. Phomensegmentierung: Welche Laute hörst du un Tal?
  8. Phomene zählen: Wie viele Laute hörst du in Saal?
  9. Phomene verbinden: Verbinde die Laute: R-O-T
  10. Phomene weglassen: Welches Wort ergibt sich , wenn W aus dem Wort Wasser weggelassen wird?
  11. Angeben eines weggelassenen Phomens: Welchen Laut hörst du in Maus, der in aus fehlt?
  12. Phomenreihenfolge vertauschen: Sag Os mit dem ersten Laut am Ende und dem letzten Laut zuerst.
  13. Phomene vertauschen: Sag Rot, aber ersetze O durch A.

Seid ihr erschlagen?

Seht es einmal so:

Es wird mit Wörtern gespielt und probiert.

Vieles geschieht schon im Kleinkindalter.

Es wird gereimt, gesungen, gesprungen und gelacht.

Fingerspiele, Lieder, Gedichte und Geschichten schaffen eine gute Grundlage für das Spielen mit Wörtern.

 


Fragt man jüngste Kinder ob das Wort Hund oder Regenwurm länger ist , dann ist es der Hund.

Das Kind stellt sich beides vor und seine Antwort ist aus seiner Sicht richtig.

Im Spiel mit Buchstaben und Wörtern läuft vieles abstrakt statt.

Es bedarf eine Hinführung und auch einem Training, um solche Inhalte "kindgerecht" zu vermitteln.

Hierzu gibt es viele gute Möglichkeiten, die sich auf "Sprachebene" gestalten.

 


Morais et al. schlägt ein dreistufiges Entwicklungsmodell für die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit vor:

  1. In einer ersten Stufe , für die die Sensibilität für Reime charakteristisch ist, beginnen Kinder, abseits der Bedeutung von Wörtern auf die Lautfolge zu achten.
  2. In einer zweiten Phase , der phonetischen Bewusstheit, achten sie auf Ähnlichkeiten in der Lautfolge verschiedener Wörter, insofern diese für perzeptuelle Unterscheidung relevant sind.
  3. In der dritten Stufe , der phonematischen Bewusstheit, systematisieren Kinder die Unterscheidung von Phomenfolgen und differenzieren nun Merkmale, die für die Unterscheidung der Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung wesentlich sind.

Was können wir denn nun tun?

Schaffen wir es überhaupt noch, unsere Kinder auf die Schule vorzubereiten?

Ja!

Absolut!

Alles was das Kind erlebt und alles was in dem Kind einen Eindruck hervorruft, wird zum Ausdruck gebracht.

Das jüngste Kind gluckst, wenn es ein Flugzeug im Himmel sieht - wir können sein Erleben in Sprache versetzen.

Ältere Kinder drücken sich aus - wir können seinen Audruck wertfrei in Sprache wieder geben.

Kinder erzählen Geschichten - wir können diese Geschichten sprachlich weiter gestalten.

Kinder singen - wir singen und reimen mit den Kindern.


Wir schaffen es, die Neugierde an Sprache zu schaffen, zu quatschen, zu experimentieren und zu strukturieren.

Falls es Fragen gibt, stehe ich euch sehr gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße,

Andrea Berghaus


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